Ukraine: Juschtschenko hofft auf orthodoxe Versöhnung
Staatspräsident Wiktor Juschtschenko hat dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel,
Bartholomaios I., einen Besuch abgestattet. Im Mittelpunkt des Treffens in Istanbul
standen die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in der Ukraine, teilte der ukrainische
Informationsdienst RISU mit. Juschtschenko betonte die Hoffnung, dass eine einige
orthodoxe Kirche in der Ukraine geschaffen werde. Die Wiedervereinigung der derzeit
in drei Gruppierungen gespaltenen Orthodoxie des Landes sei aber "einzig und allein
Sache der Kirche", hob der Präsident hervor. Der Staat wolle zu allen Kirchen gleich
gute Beziehungen und fühle sich dem Prinzip der Nichteinmischung in innerkirchliche
Angelegenheiten verpflichtet, so Juschtschenko. Der Präsident lud den Ökumenischen
Patriarchen zu einem Gegenbesuch in seinem Land ein. Die kirchliche Lage in der Ukraine
ist vor allem durch die Spaltungen innerhalb der ukrainischen Orthodoxie sowie den
Konflikt zwischen der orthodoxen und der mit Rom unierten griechisch-katholischen
Kirche geprägt. Patriarch Bartholomaios I. hatte sich ab Mitte der neunziger Jahre
um die Schaffung eines eigenen Kiewer Patriarchats bemüht, was vom Moskauer Patriarchat
als "Einmischung" zurückgewiesen wurde. Die mit dem Moskauer Patriarchat verbundene
autonome ukrainisch-orthodoxe Kirche ist die einzige von der Weltorthodoxie anerkannte
in der Ukraine. Sowohl das "Kiewer Patriarchat" als auch die "autokephale" orthodoxe
Kirche gelten als Schismatiker.