2005-06-06 15:04:11

Schweiz: Ehtiker, keine Gefahr für die Ehe


Die Schweiz hat gestern abgestimmt. Über das Schengen-Abkommen und über ein neues Partnerschaftsgesetz. Homosexuelle können künftig also ihre Partnerschaft auf dem Standesamt regiestrieren lassen. Für die Paare gelten dann weitgehend die gleichen Rechten und Pflichten wie für Ehepaare, vor allem was die soziale Sicherung angeht, das Erbrecht oder Steuerfragen. Adoption und Methoden der künstlichen Fortpflanzung bleiben verboten. Eine "Homo-Ehe" ist es aber nicht, sagt der katholische Ethiker Alberto Bondolfi aus Lausanne:
"Es steht nirgends in diesem Modell, dass der Staat diese Lebensform unterstützen oder begünstigen will, sondern er anerkennt die Wirklichkeit. Unser Staat sagt, lieber eine gesellschaftlich sichtbare Form, die eine gewisse Institutionalisierung bedeutet, als einfach die volle Promiskuität. Die Alternative ist nicht eingetragene Partnerschaft versus Ehe, sondern eingetragene Partnerschaft versus Zügellosigkeit. Somit ist das sicherlich ein Fortschritt."
Eine Homo-Ehe, wie in Spanien, wäre mit den Schweizern nicht zu machen gewesen, sagt Bondolfi.
"Die Schutzelemente, die enthalten sind, sind vor allem Dinge, die mit den Modalitäten des sexuellen Lebens nichts zu tun haben, sondern hier ist das Versprechen der gegenseitigen Hilfen und Unterstützung zentral. Das bedeutet für die beiden Partner auch eine Art Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfe, hat auch indirekt eine Art sittenbildende Funktion."
Doch der Umgang mit Homosexualität sei in der Schweiz anders als im Rest Europas. In den 80-ern hatte der Alpenstaat die höchste Todesrate unter aidskranken Männern. Ein generelles Nein der Katholiken hat es nicht gegeben, sagt Bondolfi.
"Es gibt einzelne Kantone, die diese Vorlage abgelehnt haben. Alle diese Kantone haben eine katholische Mehrheit in der Bevölkerung. Aber es gibt auch andere Situationen, nämlich Basel-Stadt oder Genf oder Zürich, wo die Mehrheit der Wähler mindestens vom Papier her auch katholisch sind. Dort hat die Vorlage einen sehr großen Erfolg gehabt. Das heißt mit anderen Worten - und das sage nicht nur ich, sondern auch Politologen, die diese Abstimmung kommentiert haben - der Unterschied ist zwischen Stadt und Land und nicht so sehr zwischen katholisch und nicht-katholisch."
Bondolfi kann - auch aus ethischer Sicht - mit dem neuen Gesetz leben. Aber verbesserungswürdig ist es in seinen Augen allemal. Ihm schwebt ein Modell vor, wie es in Frankreich praktiziert wird: Ein rein zivilrechtlicher Vertrag, den Bruder und Schwester, den Pfarrer und Haushälterin oder eben Mann und Freund, Frau und Freundin miteinander abschließen können.
(rv 06.06.05 bp)

 
 
 







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