Der päpstliche Haustheologe, Kardinal Georges Marie Cottier, schaltet sich in die
Debatte um das italienische Referendum zur künstlichen Befruchtung ein. Selbstverständlich
ist der Embryo nach katholischer Auffassung bereits eine Person, sagte der Schweizer
Kardinal in einem Interview gegenüber der Tageszeitung "La Stampa". Dass es sich
bei einem Embryo um menschliches Leben handle und nicht um einen Zellhaufen, müsse
in der Debatte klar gesagt werden, fordert Cottier. Der päpstliche Theologe reagiert
mit seinem Einspruch auf den Beitrag eines Politikers, der Thomas von Aquin mit der
Aussage zitiert hatte, der Embryo sei "vegetatives Leben". Moralisch ändere das aber
nichts an der Tatsache, dass die Eltern vom ersten Augenblick an nicht etwa "vegetatives
Leben" zeugten, sondern einen Embryo, der zwar zunächst ein solches "vegetatives Leben"
habe, aber zu einem Menschen werden würde. Überhaupt wünscht sich Cottier mehr
Klarheit in der Debatte über die künstliche Befruchtung. Etwa solle deutlich gesagt
werden, dass die Forschung an adulten Stammzellen mehr Erfolg verspreche als die an
embryonalen Stammzellen; oder dass die Erfolgsaussichten bei künstlicher Befruchtung
mit 20 Prozent niedrig seien. Die Bürger Italiens werden am 12. und 13. Juni darüber
abstimmen, ob ein als streng geltendes Gesetz zur künstlichen Befruchtung modifiziert
werden soll. (rv 06.06.05 gs)