2005-06-05 10:01:56

D: Literaturpapst zum Gebot der Nächstenliebe


85 Jahre ist er Anfang Juni geworden - Deutschlands Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki. Er ist der oberste Chef der deutschsprachigen Literaturkritik, nicht selten entscheidet sein Wort bis heute über Erfolg oder Misserfolg eines jungen Autors. Wir haben ihn um die Kritik zum Hauptwerk der Christenheit gebeten. Über das Hauptgebot der Nächstenliebe im Neuen Testament urteilt Reich-Ranicki gewohnt schonungslos und ehrlich: „Ich glaube nicht, dass man den Nächsten, seinen Nächsten, lieben könne wie sich selbst. Ich halte das für vollkommen falsch. Es wäre besser, wenn es hieße: Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du. Das gefällt mir besser, d.h. es überzeugt mich besser.“
"Das literarische Quartett" machte Reich-Ranicki berühmt und die deutsche Fernsehlandschaft kultur hochwertiger. Hier fielen Urteile über Bücher und Menschen. Und was sagt Reich-Ranicki über den Buchautor Joseph Ratzinger und jetzigen Papst Benedikt? „Was soll ich dazu sagen? Es wäre schön, wenn er die Kirche fortschrittlicher machen könnte. Wie und in welchem Maße, kann ich gar nicht sagen.“
Reich-Ranicki stammt aus Polen, wuchs in Berlin auf und wurde 1938 deportiert. Er überlebte das Warschauer Ghetto, seine Eltern und sein Bruder wurden ermordet. Die Sprache der Mörder war deutsch. Reich-Ranicki liebt sie dennoch: Es ist schließlich auch die Sprache Goethes und Schillers. - Mehr von Marcel Reich-Ranicki hören Sie heute Abend in einer Sendung von Aldo Parmeggiani.
(rv 05.06.05 bp)







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