Das US-Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass im Straflager Guantánamo der Koran
unwürdig behandelt worden ist. Ein Koran sei mit Urin bespritzt worden, hieß es, allerdings
wurde betont, dass das unabsichtlich geschehen sei. Außerdem seien Aufseher auf dem
heiligen Buch der Muslime herumgetrampelt, räumte die US-Armee ein. In 15 Fällen hätten
Gefangene den Koran entweiht. Verantwortliche Soldaten seien "gerügt" worden, heißt
es in dem Bericht weiter. Fünf Fälle von Schändung durch das Wachpersonal habe es
gegeben. Ausgangspunkt des Skandals um diese Koranschändungen war ein entsprechender
Artikel des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" gewesen. Bei Protesten in Afghanistan
und Pakistan hatte es darauf mindestens 17 Tote gegeben. Die Verletzungen, die durch
diese Schändungen des heiligen Buchs der Muslime geschehen seien, seien nicht wieder
gut zu machen, sagt Nadeem Elyas, Präsident des Zentralrats der Muslime in Deutschland: "Das,
was in den Köpfen der Muslime jetzt haften bleibt, wird nicht zu vertreiben sein.
Wir haben immer die Befürchtung gehabt, dass solche Angriffe der USA - sei es in Afghanistan
oder später im Irak - doch das Verhältnis zu den USA auf immer zerstören würde. In
den Köpfen blieb haften, dass diese so genannte Zivilisation, dass diese Großmacht,
die sich in die islamische Welt eingemischt hat, angeblich um Demokratie und Zivilisation
zu bringen, alles andere ist als zivilisiert und alles andere ist als Hüter der Menschenrechte
und der Menschenwürde." Die Muslime in der ganzen Welt seien entsetzt über
diese Enthüllungen aus Guantanamo, berichtet der Zentralratspräsident. Schließlich
sei die Schändung des Korans für seine Glaubensbrüder ein großes Verbrechen: "Die
Verehrung des Korans ist für Muslime eins der höchsten Gebote. Jeder Muslim fühlt
sich selbst direkt betroffen durch diese Schändung und diesen Missbrauch." (rv
4. 6. 05 lw)