2005-05-31 11:25:59

Italien: Papstrede tritt Debatte los


Was der Papst zum kommenden Referendum in Italien gesagt hat, hat eine Debatte unter Politikern losgetreten. Benedikt XVI. hatte gestern den Katholiken Italiens indirekt empfohlen, die Volksabstimmung im Juni zum Thema Bioethik zu boykottieren. Damit will die Kirche erreichen, dass das Referendum ungültig wird. Dadurch bliebe dann ein relativ strenges Fortpflanzungsgesetz in Italien in Kraft. Einige Politiker werfen dem Papst jetzt vor, mit seiner Intervention gestern zu weit gegangen zu sein.

Der Führer der größten Linkspartei DS, Piero Fassino, meint zwar, die Bischöfe hätten das Recht, sich zu dem Thema zu äußern. Ein Referendum generell zu boykottieren, halte er aber für undemokratisch. Wer gegen die Inhalte des Referendums sei, der solle doch einfach mit Nein stimmen, so Fassino. Auffallend ist, dass sich bisher weder Premierminister Silvio Berlusconi noch sein Herausforderer im linken Lager, Romano Prodi, zum Referendum näher geäußert haben. Der umtriebige Politiker Marco Pannella von der Radikalen Partei erklärte jetzt in einem Interview, er fürchte, dass die Kirche das Referendum zum Scheitern bringen werde. Mit ihren 25.000 Pfarreien in ganz Italien und ihren Verbänden habe sie großen Einfluß auf das Wahlverhalten. Eine Umfrage der italienischen Tageszeitung "Repubblica" sprach vor ein paar Tagen aber eine andere Sprache: Danach findet eine große Mehrheit der Katholiken, die Kirche dürfe sich zwar äußern, ihre Meinung sei aber nicht verbindlich. Die meisten Katholiken wollen am 12. und 13. Juni bei der Stimmabgabe nur ihrem Gewissen folgen und nicht den kirchlichen Vorgaben.
(div 31.05.05 sk)







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