Was der Papst zum kommenden Referendum in Italien gesagt hat, hat eine Debatte unter
Politikern losgetreten. Benedikt XVI. hatte gestern den Katholiken Italiens indirekt
empfohlen, die Volksabstimmung im Juni zum Thema Bioethik zu boykottieren. Damit will
die Kirche erreichen, dass das Referendum ungültig wird. Dadurch bliebe dann ein relativ
strenges Fortpflanzungsgesetz in Italien in Kraft. Einige Politiker werfen dem Papst
jetzt vor, mit seiner Intervention gestern zu weit gegangen zu sein.
Der Führer
der größten Linkspartei DS, Piero Fassino, meint zwar, die Bischöfe hätten das Recht,
sich zu dem Thema zu äußern. Ein Referendum generell zu boykottieren, halte er aber
für undemokratisch. Wer gegen die Inhalte des Referendums sei, der solle doch einfach
mit Nein stimmen, so Fassino. Auffallend ist, dass sich bisher weder Premierminister
Silvio Berlusconi noch sein Herausforderer im linken Lager, Romano Prodi, zum Referendum
näher geäußert haben. Der umtriebige Politiker Marco Pannella von der Radikalen Partei
erklärte jetzt in einem Interview, er fürchte, dass die Kirche das Referendum zum
Scheitern bringen werde. Mit ihren 25.000 Pfarreien in ganz Italien und ihren Verbänden
habe sie großen Einfluß auf das Wahlverhalten. Eine Umfrage der italienischen Tageszeitung
"Repubblica" sprach vor ein paar Tagen aber eine andere Sprache: Danach findet eine
große Mehrheit der Katholiken, die Kirche dürfe sich zwar äußern, ihre Meinung sei
aber nicht verbindlich. Die meisten Katholiken wollen am 12. und 13. Juni bei der
Stimmabgabe nur ihrem Gewissen folgen und nicht den kirchlichen Vorgaben. (div
31.05.05 sk)