2005-05-23 10:43:19

Kanada: Diözese will wegen Missbrauchsurteil alles verkaufen


Die Diözese Saint George will alle Kirchen, Pfarrhäuser, Schulen und andere Besitztümer verkaufen. Grund: Nur so kann das Bistum an Geld kommen, um einem Urteil wegen Kindesmissbrauch durch einen Priester gerecht zu werden. Die kleine Diözese wird aber, selbst wenn sie alles verkauft, nicht an die Millionensumme herankommen, die den Klägern vom Gericht zugestanden wurde: Rund 10 Millionen US-Dollar stehen den 39 Missbrauchsopfern zu - bis Mittwoch müssen sie entscheiden, ob sie die Verkaufsaktion akzeptieren wollen; 59 Objekte stehen nun zum Verkauf an. Bischof Douglas Crosby hofft, dass er wenigstens ein Drittel des Besitzes seiner Diözese wird zurück kaufen können. Joe Sinasac ist der Herausgeber des "Catholic Register", der größten katholischen Wochenzeitung Canadas. Er erklärt, wie Canada auf die Entscheidung von Gericht und Diözese reagiert:

"Das war wirklich ziemlich außerordentlich! Es ist die erste Diözese in Canada, die etwas ähnliches unternimmt. In den USA haben einige Diözesen Bankrott-Schutz nach US-Gesetz gesucht, aber keine von diesen hat gesagt, dass sie soweit gehen will, ihren gesamten Besitz zu verkaufen, um Gelder für Opfer von Kindesmissbrauch zu zahlen. In diesem Fall hat der Bischof genau das gesagt, nämlich dass er alles verkaufen will, um zahlen zu können. Ich habe mit Bischof Crosby gesprochen, und er sagte mir, dass er optimistisch ist, dass katholische Wohltäter kommen werden, die der Diözese unter die Arme greifen und die Hauptkirchen und Pfarreien wenigstens erhalten. Aber es ist ein ziemlicher Schock für die kanadische Kirche! Natürlich hat der Bischof viel einstecken müssen, aber er hat auch einige, die viele Jahre in diesem Feld arbeiten mussten und die nun endlich etwas Licht am Ende des Tunnels sehen. Er hat gesagt, dass er einige Bischöfe in Canada um Hilfe gebeten hat, er bekam ein paar positive Antworten, aber bisher hat er ihnen noch keine konkrete Anfrage weitergeleitet, er konnte ihnen noch nicht genau sagen, welche Art von Hilfe er eigentlich braucht - aber er kann das ja auch noch nicht, denn erst am 25. Mai werden die Missbrauchsopfer entscheiden, ob sie das akzeptieren; und dann muss er sich an die Arbeit machen."

Unterdessen teilt die Diözese Tucson im US-Bundesstaat Arizona mit, dass sie 83 in ihrem Besitz befindliche Objekte versteigern wird, um wenigstens die Hälfte der 3,2 Millionen US-Dollar zu erhalten, die sie wegen Missbrauchsfällen zu zahlen hat. Die Diözese hat die Versteigerung als einen "wichtigen Schritt" bezeichnet, um "diejenigen, die Opfer von pädophilen Übergriffen waren, wenigstens zu entschädigen zu versuchen".

(rv/ansa 23. 5. 05 lw)







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