Kanada: Diözese will wegen Missbrauchsurteil alles verkaufen
Die Diözese Saint George will alle Kirchen, Pfarrhäuser, Schulen und andere Besitztümer
verkaufen. Grund: Nur so kann das Bistum an Geld kommen, um einem Urteil wegen Kindesmissbrauch
durch einen Priester gerecht zu werden. Die kleine Diözese wird aber, selbst wenn
sie alles verkauft, nicht an die Millionensumme herankommen, die den Klägern vom Gericht
zugestanden wurde: Rund 10 Millionen US-Dollar stehen den 39 Missbrauchsopfern zu
- bis Mittwoch müssen sie entscheiden, ob sie die Verkaufsaktion akzeptieren wollen;
59 Objekte stehen nun zum Verkauf an. Bischof Douglas Crosby hofft, dass er wenigstens
ein Drittel des Besitzes seiner Diözese wird zurück kaufen können. Joe Sinasac ist
der Herausgeber des "Catholic Register", der größten katholischen Wochenzeitung Canadas.
Er erklärt, wie Canada auf die Entscheidung von Gericht und Diözese reagiert:
"Das
war wirklich ziemlich außerordentlich! Es ist die erste Diözese in Canada, die etwas
ähnliches unternimmt. In den USA haben einige Diözesen Bankrott-Schutz nach US-Gesetz
gesucht, aber keine von diesen hat gesagt, dass sie soweit gehen will, ihren gesamten
Besitz zu verkaufen, um Gelder für Opfer von Kindesmissbrauch zu zahlen. In diesem
Fall hat der Bischof genau das gesagt, nämlich dass er alles verkaufen will, um zahlen
zu können. Ich habe mit Bischof Crosby gesprochen, und er sagte mir, dass er optimistisch
ist, dass katholische Wohltäter kommen werden, die der Diözese unter die Arme greifen
und die Hauptkirchen und Pfarreien wenigstens erhalten. Aber es ist ein ziemlicher
Schock für die kanadische Kirche! Natürlich hat der Bischof viel einstecken müssen,
aber er hat auch einige, die viele Jahre in diesem Feld arbeiten mussten und die nun
endlich etwas Licht am Ende des Tunnels sehen. Er hat gesagt, dass er einige Bischöfe
in Canada um Hilfe gebeten hat, er bekam ein paar positive Antworten, aber bisher
hat er ihnen noch keine konkrete Anfrage weitergeleitet, er konnte ihnen noch nicht
genau sagen, welche Art von Hilfe er eigentlich braucht - aber er kann das ja auch
noch nicht, denn erst am 25. Mai werden die Missbrauchsopfer entscheiden, ob sie das
akzeptieren; und dann muss er sich an die Arbeit machen."
Unterdessen teilt
die Diözese Tucson im US-Bundesstaat Arizona mit, dass sie 83 in ihrem Besitz befindliche
Objekte versteigern wird, um wenigstens die Hälfte der 3,2 Millionen US-Dollar zu
erhalten, die sie wegen Missbrauchsfällen zu zahlen hat. Die Diözese hat die Versteigerung
als einen "wichtigen Schritt" bezeichnet, um "diejenigen, die Opfer von pädophilen
Übergriffen waren, wenigstens zu entschädigen zu versuchen".