Walser: "Holocaust-Mahnmal ist richtiges Kunstwerk"
In der Diskussion um das jetzt eingeweihte Holocaust-Mahnmal in Berlin hatte der bekannte
Schriftsteller Martin Walser im Vorfeld befürchtet, da könne mitten im Herzen der
Stadt "ein fußballfeldgroßer Alptraum" entstehen. Was er denkt er heute über Peter
Eisenmans Ausführung? Wir haben Martin Walser um einen kurzen Kommentar gebeten: "Ignatz
Bubis hat gesagt - meinetwegen müssen die Deutschen kein Mahnmal bauen, ich brauch
das nicht, ich habe Mahnung genug in mir. So etwas ähnliches hätte ich auch sagen
können. Aber jetzt - das faktische Unternehmen da mitten in der Stadt. Ich war jetzt
dort, vor 14 Tagen habe ich das angeschaut. Ich hab auch, schon im letzten Jahr,
den Peter Eisenmann getroffen. Und ich muss sagen, die Berliner haben wirklich Glück
gehabt, das ist ein Kunstwerk, das ist ein richtiges Kunstwerk. Und man muss nicht
jetzt die Leute abfragen, wenn sie da drin und dran sind, ´Was geht euch dabei durch
den Kopf?´. Das finde ich falsch, das ist so beeindruckend, dass jeder da schon mit
sich selber zu tun haben kann. Also das was ich befürchtetet hatte, man muss sich
vorstellen, das wäre misslungen, mitten in der Stadt, das mag man sich jetzt nicht
mehr vorstellen. Aber der Eisenmann, der übrigens selber auf mich sehr kindlich gewirkt
hat, der ist eben ein Genie und der hat das hingekriegt. Die Gefahr, dass da etwas
Monströses stünde, ist vermieden." (rv 14.05.05 hr)