Libanon: Kardinal Sfeir, zerstörtes Radio ist Stimme der Warheit
Der Libanon kommt nicht zur Ruhe. Die politische Szene werde von "Lug und Betrug"
beherrscht, beklagt Kardinal Nasrallah Sfeir. Doch "auch diese bösen Mächte" so der
maronitischen Patriarch, könnten die Libanesen auf dem Weg in die Unabhängigkeit nicht
aufhalten. In der Christenhochburg Dschunie, 20 Kilometer nördlich von Beirut,
war am Wochenende ein christlicher Radiosender zerstört worden. Der Anschlag forderte
mindestens zwei Tote und Dutzende Verletzte. Der Sender "Stimme der Liebe" ist ökumenisch
ausgerichtet und arbeitet mit Radio Vatikan zusammen. Ein Sender für das Volk, sagt
der maronitische Bischof von Byblos, Bechera Rai. Einen Zusammenhang mit der Rückkehr
des Christengenerals Michel Aoun sieht Rai jedoch nicht. "Ich denke, dass es
ein direkter und gezielter Anschlag war. Der Sender hatte sich mit den Familien der
Häftlinge in Damaskus solidarisiert. Die Angehörigen haben im Programm die Grausamkeit
in den syrischen Gefängnissen angeklagt und berichtet, was sie gesehen haben. Ich
denke, dass die, die so beschuldigt wurden und ihre Verbündeten in Syrien oder im
Libanon dieses Attentat organisiert haben, um den Sender zu zerstören, diese Stimme
der Liebe aber auch der Wahrheit und der Menschlichkeit. Das Volk steht ganz
auf der Seite des Senders. Jetzt ist er zerstört, aber das Team sendet weiter. Sie
haben alle Geräte ins Freie getragen und senden vom Hauptplatz der Stadt. Ich habe
den Präsidenten und den Premierminister aufgefordert, den Wiederaufbau zu veranlassen.
Wenn sie es nicht tun, gibt es viele Privatpersonen, die dazu bereit sind. Die Libanesen
sind das gewohnt. Was heute zerstört wird, baut man morgen wieder auf." (rv
09.05.05 bp)