2005-05-07 12:37:01

Wie geht eine Inbesitznahme der Lateranbasilika?


Mater et caput omnium ecclesiarum urbis et orbis – Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises. Dieser Titel steht einer der unzähligen Kirchen Roms zu – der Lateranbasilika, seit Kaiser Konstantin die Kathedrale der Diözese Rom. Und deshalb ist es auch einer der wichtigsten Termine von Papst Benedikt XVI. seit seiner Wahl, wenn er am Samstag dorthin geht, um offiziell von der Lateranbasilika Besitz zu ergreifen, wie das heißt. Aber wie geht so etwas vor sich?
Es ist eigentlich eine ganz normale Eucharistiefeier. Aber sie hat natürlich ihre ganz besonderen Elemente. So wird der Papst am Anfang vom Kardinalvikar Camillo Ruini, also dem Vertreter des Papstes für die Diözese Rom, feierlich in seiner Kathedrale willkommen geheißen. Das geschieht am Anfang der Messfeier, gleich nachdem das Kyrie gesungen wurde. Der Kardinalvikar wird dem neuen Papst deutlich ins Gewissen reden: „Erinnere Dich daran, dass Du auf dem Stuhl des Hirten sitzt, um Dich der Herde Christi kümmerst.“ Und: „Du bist der ‚Diener der Diener Gottes’.“
Und dann kommt der eigentliche Moment: Der Papst nimmt auf der Kathedra Platz, also auf dem Stuhl Petri. Nach diesem „Thronsitz“ der Bischöfe ist überhaupt erst eine Kathedrale benannt. Dadurch dass sich Benedikt auf diesem Thron setzt, der in der Apsis der Kirche steht, bringt er eines deutlich zum Ausdruck: Ich bin der Bischof von Rom, ich nehme meine Aufgabe als Bischof dieser Diözese wahr. Er nimmt mit der Mitra auf dem Kopf und dem Bischofsstab in der Hand auf der Kathedra Platz. Dazu singt der Chor: „Dir, Benedikt, Bischof von Rom, Freude, Frieden und ein langes Leben!“
Nun wird der Papst die Gehorsamsversprechen von verschiedenen Vertretern der Diözese entgegen – es kommen zu ihm der Erzpriester der Lateranbasilika, Kardinal Camillo Runi, der Viceregente des Bistums, Erzbischof Luigi Moretti, ein Pfarrer und ein stellvertretender Pfarrer, ein ständiger Diakon und ein Diakon auf dem Weg zum Priesteramt, ein Ordensmann und eine Ordensfrau, ein Mann und eine Frau aus der Diözese sowie zwei schon gefirmte Jugendliche. So soll die ganze Diözese von Rom stellvertretend dem Papst den Gehorsam versprechen.
Da die Feier extra für die Diözese Rom ist, wird der ganze Gottesdienst – mit Ausnahme der lateinischen und griechischen Gesänge – auf italienisch gefeiert werden. Seine Predigt nach dem Evangelium wird der Papst von der Kathedra aus – also sitzend – verkünden. Er ist somit auf dem angestammten Platz seiner Lehre – nicht umsonst nennt man ja die unfehlbaren Lehrentscheidungen des Papstes „ex cathedra“-Entscheide.
Besonders beeindruckend: Der Papst wird das Glaubensbekenntnis in der Form des bei uns immer üblichen „Apostolischen Glaubensbekenntnisses“ sprechen. Von diesem Credo sagt man traditionellerweise für die Kirche von Rom verfasst wurde. Der Papst also spricht das Glaubensbekenntnis – und die Gemeinde antwortet mit einem gesungenen „Amen. Credo.“
Nach dem Segen, der auf eine besondere Art aus verschiedenen Psalmzitaten besteht, verlässt der Papst die Lateranbasilika und macht sich auf zur letzten der vier Patriarchalbasiliken, die er noch nicht besucht hat: Nach Maria Maggiore. Dort besucht er in einer kurzen Statio die Borghese-Kapelle in der Basilika, in der sich die Ikone der Maria Salus Populi Romani befindet, die von den Römern sehr verehrt wird. Mit seinem Besuch am Anfang seines Pontifikats bei dieser Mariendarstellung zeigt der Papst nicht nur seine Verbundenheit zur Mutter Gottes, sondern auch zu den Einwohnern seiner neuen Bischofsstadt. In Santa Maria Maggiore wird das „Ave Maris Stella“ und das „Magnificat“ gesungen. Danach spricht der Papst ein Gebet – und dieses ist interessanterweise aus Worten des Patriarchen Germanos von Konstantinopel zusammengestellt. Mit dem Segen und einem weiteren marianischen Hymnus endet dann diese Feier.
Damit hat Papst Benedikt XVI. dann alle vier Patriarchalbasiliken besucht – Sankt Peter am Tag seiner Amtseinführung, Sankt Paul vor den Mauern am Tag darauf, die Lateransbasilika eben zu dieser Inbesitznahme – und Maria Maggiore gleich darauf am Abend. Herzlich willkommen in Rom, Heiliger Vater!
(rv 7. 5. 05 lw)







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