Nach 29 Jahren Besatzung soll heute der letzte syrische Soldat den Libanon verlassen
haben. Laut Sicherheitsdienst wollte Syrien mit einer Militärparade auf dem Luftwaffenstützpunkt
Rijjak im östlichen Bekaa-Tal den Abzug aus dem Libanon offiziell beenden - vier Tage
vor Ablauf des UN-Ultimatums. Der maronitische Bischof Bechara Raï aus Byblos
sieht das Land förmlich aufatmen. "Die Anwesenheit der Syrer im Libanon hat nicht
nur das politische Leben gelähmt, sondern auch die Wirtschaft. die Syrer haben ihre
Hände nach den libanesischen Ressourcen ausgestreckt, und viele Fabriken mussten schließen.
Jetzt fühlen sich die Libanesen nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich befreit.
" Von der neuen libanesischen Regierung erwartet sich Rai eine ganze Menge. "Das
politische Leben wird sich normalisieren, und die Demokratie wird wieder Einzug halten.
Das Volk wird von neuem sein Recht auf freie Wahlen ausüben können. Und wir wissen
nur zu gut, dass nur dann, wenn das politische Leben in Ordnung ist, sich auch die
Wirtschaft normalisieren kann." Die ersten Syrer waren mit Beginn des libanesischen
Bürgerkrieges in den 70-er Jahren einmarschiert und nach Kriegsende 1990 als Schutztruppe
im Land geblieben. Nach einem früheren Abkommen hätten sie aber schon lange abziehen
müssen. Von den zwischenzeitlich mehr als 40.000 Soldaten waren zu Jahresbeginn noch
14.000 Soldaten im Libanon stationiert. Nach der Ermordung des anti-syrischen ehemaligen
Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri im Februar war es zu Großdemonstrationen in Beirut
gegen die syrische Besatzung gekommen. (asianews/apr/misna 26.04.05 bp)