Benedikt XVI: "Die Menschen aus den Wüsten der Zeit herausführen"
Mit einem Bekenntnis zu Christus, zur Kirche und zur Einheit der Christen hat Papst
Benedikt XVI. sein Amt als katholisches Kirchenoberhaupt angetreten. "Habt keine Angst
vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles", rief der neue Papst in seiner Predigt
vor mehreren Hunderttausend Menschen auf dem Petersplatz. "Die Kirche lebt. Und
die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem
einzelnen den Weg in die Zukunft», betonte Benedikt XVI. Aufgabe des Papstes und
aller Hirten sei es, die Menschen aus den vielen "Wüsten der Zeit" herauszuführen,
aus den Wüsten von Armut, Verlassenheit und Gottesdunkel und zur Freundschaft mit
Gott zu führen. Benedikt XVI. grüßte die Kardinäle, die Bischöfe, Priester, Ordensleute
und Laien. Einen Gruß richtete er an die Staatsoberhäupter und die politischen Delegationen,
aber auch an die anderen christlichen Kirchen. Ausdrücklich wandte er sich dabei auch
an die "Brüder aus dem jüdischen Volk, mit dem wir durch ein großes gemeinsames" und
unwiderrufliches geistliches Erbe verbunden seien. Bitte um Gebet der Christen für
sein Amt Er rief alle Gläubigen zum Gebet für sein "unerhört" schweres Amt auf,
das alles menschliche Vermögen überschreite. "Lass einen Hirten und eine Herde sein!...
Hilf uns, Diener der Einheit zu sein!", so das neue Kirchenoberhaupt. Immer wieder
wurde seine Ansprache von Beifall unterbrochen.
Der Glaube an Christus schränke
nicht die Freiheit der Menschen ein, betonte der Papst. Wer sich auf Christus einlasse,
dem gehe "nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Nein,
erst in dieser Freundschaft öffnen sich die Türen des Lebens". Erst in dieser Freundschaft
gingen "überhaupt die großen Möglichkeiten des Menschseins auf". Aufgabe des
Hirten sei es, die Menschen aus den vielen Wüsten der Zeit herauszuführen, sagte der
neue Papst unter Hinweis auf die Schriftlesung: «Es gibt die Wüste der Armut, die
Wüste des Hungers und des Durstes. Es gibt die Wüste der Verlassenheit, der Einsamkeit,
der zerstörten Liebe. Es gibt die Wüste des Gottesdunkels, der Entleerung der
Seelen, die nicht mehr um die Würde und um den Weg des Menschen wissen. All diese
äußeren Wüsten breiteten sich in der Welt aus, "weil die inneren Wüsten so groß geworden
sind", beklagte Benedikt XVI. Die Schätze der Erde dienten "nicht mehr dem Aufbau
von Gottes Garten, in dem alle leben können, sondern dem Ausbau von Mächten der Zerstörung".
Die Kirche als Ganze und die Hirten in ihr müssten sich wie Christus auf den Weg
machen, "um die Menschen aus der Wüste herauszuführen zu den Orten des Lebens - zur
Freundschaft mit dem Sohn Gottes, der uns Leben schenkt". (kna 24.4.05 hr)