Kardinal Kasper: "Brüderliche erste Begegnung mit dem neuen Papst"
Mit der Bestätigung der Spitzenämter an der Kurie durch Papst Benedikt XVI. bleibt
er "bis auf weiteres" der "Ökumene"-Minister im Vatikan: Kardinal Walter Kasper.
Er kennt den neuen Ponitfex seit den 60er Jahren - aus unterschiedlichen Zusammenhängen:
als Kollegen an der Uni Münster, aus Kommissionen der deutschen Bischofskonferenz
und natürlich durch die Zusammenarbeit in der Kurie selbst. Immer wieder gab es
in theologischen Fragen auch Kontroversen zwischen ihm und Joseph Ratzinger, sagt
Kardinal Kasper, "Wir waren aber immer, wenn es um die Grundfragen des Glaubens
geht, um den Glauben selber, völlig einer Meinung, Aber in der Theologie kann man
verschiedene Akzente setzen und er hat das im Grunde auch so gesehen, er hat mir immer
gesagt: "Ich führe auch gelegentlich Kontroversen." Das wird er jetzt als Papst nicht
mehr in der gleichen Weise tun können. Ich war sehr bewegt, von der Begegnung am vergangenen
Dienstag, wo ich ihm zum ersten Mal als Papst begegnet bin - in einer neuen Weise,
das war sehr brüderlich, sehr freundlich. Und er ist gleich eingegangen auf das Anliegen
der Ökumene - das zeigt doch dass es kein verschlossener, engstirniger Mensch ist,
dieser Joseph Ratzinger. Da würde man ihn völlig missverstehen, sondern ein sehr reflektierter
Mensch, der seine Positionen hat. Aber nur ein Mensch der eigene Positionen hat, kann
auch offen sein, um mit Respekt anderen Positionen zu begegnen. Ein Wischiwaschi nützt
überhaupt niemandem." Protestantische Verstimmungen gab es in Deutschland nach
Veröffentlichung des Dokumentes "Dominus Iesus". Kirche Christi bestehe voll nur in
der katholischen Kirche heißt es darin. Kardinal Kasper wirbt zunächst dafür, diese
von Ratzinger unterzeichnete Erklärung der Glaubenskongregation als Ganzes zu sehen
- im Zusammenhang des interreligiösen Dialogs: "Schwierigkeiten hat nur nur
ein Kapitel bereitet, mit einigen, im Grunde nur einer Formulierung, über die ich
dann später mit Kardinal Ratzinger gesprochen habe. Wir sind da zu einer Annäherung,
einem Konsens in der Sache gekommen, und ich denke, die Formulierung, die gebraucht
worden ist, dass das nicht Kirche im eigenen Sinne ist, die ist erkläungsbedürftig,
die kann man auch erklären. Aber es ist ja unbestritten, dass evangelische und katholische
Kirche unterschiedliche Kirchenbegriffe haben. Und das zu sagen kann nicht verboten
sein, im Gegenteil, ist ein Ansporn zum Dialog und nicht ein Hindernis für den Dialog."
Bis Anfang dieser Woche waren die beiden deutschen Kurienkardinäle Nachbarn
im selben Palazzo an der Piazza della Citta Leonina: "Die Begegnungen, die
man hier im Haus hatte, auf dem Flur, im Treppenhaus, im Aufszug, das war immer sehr
auch humorvoll, aufgeschlossen, menschlich, freundlich und brüderlich."