Drei Stunden nach dem ersten weißen Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle
haben vier Kardinäle aus Deutschland im Campo Santo Teutonico ihre ersten Eindrücke
aus dem Konklave und von Papst Benedikt XVI. preisgegeben. Vor rund 200 Pressevertretern
standen die Oberhirten Lehmann, Sterzinsky, Wetter und Meisner Rede und Antwort. Birgit
Pottler war für uns dabei: „Freude und Dankbarkeit“ empfindet
der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky. Die gelösten Gesichter der vier wahlberechtigten
Kardinäle aus Deutschland sprechen Bände. „Gott sei Dank“ meinen sie, gab es das Ergebnis
schon im 4. Wahlgang. Josef Ratzinger ist Papst Benedikt der XVI. Alle vier haben
gratuliert, und sie wünschen ihm, sagt Sterzinsky: „dass er die Ruhe, die innere
Klarheit bewahren kann und dass er es physisch auch schafft, was er bisher für die
Glaubenskongregation gemacht hat, dass er das jetzt auch im neuen Amt tun kann.“ Der
Mainzer Kardinal Karl Lehmann, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hatte
er zum Treffen eingeladen, würdigt den neuen Papst als "begnadeten Theologen" und
"Garanten der Festigkeit des Glaubens“. Dass 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
ein deutscher Kardinal den Stuhl Petri besteige, mache deutlich: Deutschland ist in
die weltweite Völkergemeinschaft zurückgekehrt. "Die deutschen Bischöfe und
mit ihnen vor allem die katholischen Christen gratulieren dem Heiligen Vater, Papst
Benedikt XVI., zur Wahl als Bischof von Rom und 265. Nachfolger des heiligen Petrus,
Oberhaupt der katholischen Kirche und Patriarch des Abendlandes. Wir wünschen ihm
die Fülle der Gaben des Heiligen Geistes zur Leitung der Kirche inmitten der heutigen
Welt.“ In Deutschland war und ist der langjährige Präfekt der Glaubenskongregation,
zuständig für die Einhaltung der wahren katholischen Lehre, umstritten. Das leugnet
Lehmann nicht, aber: „Wir haben in Deutschland immer ein sehr negatives Ratzingerbild
gehabt, das dem Theologen Ratzinger und auch seinen Leistungen in der Glaubenskongregation
überhaupt nicht entsprach. Ich kenne ihn seit 1962, seit der Zeit des Konzils. Ich
habe immer wieder gesagt, wir haben ein sehr begrenztes Bild, das werde ich unaufhörlich
weiter sagen. Das muss ja nicht heißen, dass man in allen Einzelfragen von Kirchenpolitik,
oder von Einschätzung der Lage übereinstimmen muss, das hat er auch nie verlangt.“ Nach
dem „Habemus papam“ hatten der Papst die Kardinäle zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.
Im Gästehaus Sancthae Marthae gab es einfache Küche an diesem Abend, erzählt der Kölner
Kardinal Meisner – Salat und Bohnensuppe. Doch zum Abschluss ungeplant einen Nachtisch
und ein Glas Sekt. „Wir waren richtig ausgelassen“, bekennt der Kölner Kardinal: „Wir
hatten eine Stimmung, wie fröhliche Kinder, die mit ihrem Vater zusammen sind.“ Von
allen war offensichtlich die Anspannung abgefallen. Doch Meisner und die anderen erzählen
aufgeregt von den Minuten nach der Stimmauszählung und die Spannnung ist plötzlich
fast mit Händen greifbar. „Und es hat mich selten etwas so betroffen - wie von
Minute zu Minute eine Last auf einen Menschen gelegt wird, der sich nicht entziehen
kann. Der Papst hat das angenommen mit den Worten: "Dem Heiligen Geist gehorsam sage
ich zu dem Votum der Kardinäle ja." Das ist schon ein bewegender Augenblick und ich
muss ehrlich sagen, ich habe unter keiner Aufgabe bisher so gelitten, wie die die
wir jetzt Gott sei Dank hinter uns gebracht haben. So eine Verantwortung zu tragen,
das habe ich bisher noch nicht erlebt." Und – natürlich, alle Kardinäle aus
Deutschland haben Papst Benedikt XVI. zum Weltjugendtag nach Köln eingeladen. Meisner
war der 16. Kardinal, der Joseph Ratzinger nach seiner Wahl gratulierte, der erste
aus der Reihe der Deutschen. „Und jetzt lag's an mir und ich muss ihnen sagen,
ich hab' kein Wort rausgebracht. Es hat mich so erschüttert, und dann hat der Papst
zu mir gesagt "Du, ich komm nach Köln."“ Meisner ist froh. Aber nicht nur er.
Neben ihm sitzt ein Landsmann des neuen Papstes. Und dem steht die Freude ins Gesicht
geschrieben. Kardinal Friedrich Wetter, Erzbischof von München und Freising: „Wir
freuen uns natürlich, dass der Hl. Vater aus München kommt, sind stolz darauf, und
ich bin sicher, dass diese Verbundenheit - er hat ja seine Wurzeln tief in Bayern
- auch jetzt, wenn er auf dem Stuhl Petri sitzt, erhalten bleibt. Und vielleicht können
wir auch ein bisschen mithelfen, die Last zu tragen und ihn aus der heimatlichen Verbundenheit
heraus Kraft schöpfen zu lassen.“ (rv 20.04.05 bp)