Die Presse in Italien ist weithin begeistert. Italien scheint den Papst angenommen
zu haben. Die deutsche Presse ist geteilt über die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger
zum Papst. Einige Stimmen freuen sich, dass nach vielen Jahrhunderten wieder ein Deutscher
auf dem Stuhl Petri sitzt. Andere kritisieren Ratzingers Konservativismus und befürchten
Rückschritte für die Kirche. Die Bildzeitung eröffnet mit der Schlagzeile „Wir sind
Papst“ und kommentiert dann „Möge die Gnade Gottes täglich den Mann mehr begleiten,
der aus Deutschland gekommen ist.“
Im Gegensatz dazu kommentiert die linke Frankfurter Rundschau: Die Wahl des deutschen
Papstes wird keine Begeisterung hervorrufen. Sie sei aber auch ein Signal für Europa,
Ratzinger habe immer verlangt, dass Europa seine christlichen Wurzeln suchen müsse.
Die Frankfurter Allgemeine meint: Ratzinger – das ist die Gegenreformation selbst,
nicht die mit Feuer und Schwefel, sondern die in der Kraft des Geistes. Die Botschaft
des Konklaves laute: die Kirche muss geschlossen sein. Deutschland sei zwar das Land
der Reformation, diesmal habe das aber nicht gegen ihn, sondern eher für ihn gesprochen.
So die FAZ.
Die Presse der Schweiz zeigt sich im Großen und Ganzen enttäuscht von der Wahl Ratzingers.
Die Neue Zürcher Zeitung meint: die Kardinäle hätten die Fragen der fälligen Kirchenreform
mit der Wahl Ratzingers ein wenig hinausgeschoben. Die Zeitung Temps nennt Ratzinger
gar einen Panzer-Kardinal und will damit sagen, dass er alles niederwalzt.
Aus Brasilien meint ein Kommentator die Stimmung in weiten Teilen Lateinamerikas zu
kennen und sagt: Der Kontinent ist entttäuscht, er habe gemischte Gefühle.
Die Wiener Zeitung die Presse meint, Ratzinger dürfe sich nicht zwischen Progressen
und Konservatire aufreiben lassen. Der Standart schreibt, der Widerstand gegen Ratzinger
sei weltweit groß. Er habe im Lauf der Jahre seine theologische Position sehr geändert.
Die französiche Zeitung Liberation spricht von einem Panzerfahrzeug Gottes. Der englische
Guardian spricht von einer verpassten Gelegenheit.
(rv 20.04.05 ge)