Zugang zum Papst-Grab frei - Tausend Pilger stehen Schlange
Seit heute morgen sieben Uhr können Pilger das Grab von Johannes Paul II. in den vatikanischen
Grotten besuchen. Zum Zeitpunkt der Öffnung warteten bereits rund tausend Menschen
auf den Einlass, darunter viele Polen. Der Ansturm hält sich aber weiter in Grenzen,
die aktuelle Wartezeit beträgt weniger als eine Stunde. Sicherheitskräfte lassen die
Wartenenden gruppenweise an dem schlichten Bodengrab in einer Nische der Grotten vorbeidefilieren.
Wie auch vor dem aufgebahrten Leichnam Johannes Paul II. sollen die Besucher vor der
letzten Ruhestätte des Papstes nicht stehenbleiben und beten, sondern sich im Vorübergehen
von dem Verstorbenen verabschieden. Unsere Kollegin Gudrun Sailer war bereits gestern
mit einer Gruppe von Journalisten am Grab. Und so beschreibt sie das Bild, das sich
dort unten bietet:
"Das Papstgrab ist in einer kleinen Nische in den Grotten unter dem Petersdom,
keine zwanzig Meter vom Grab des Heiligen Petrus entfernt. In den Boden eingelassen
sieht man eine schlichte weiße Steinplatte aus Carrara-Marmor und darauf in goldenen
Lettern den Namen des Papstes auf Latein und die Daten seines Amtes. Rundherum ist
alles weiß getüncht, man glaubt diese frische Farbe förmlich noch zu riechen. Diese
ganze Nische mit dem Grab ist nicht größer als vielleicht zwanzig Quadratmeter, hinten
abgeschlossen von einem Halbrund, da hängt ein Marmorrelief und eine kleine Pflanze
steht da - eine ganz normale Topfpflanze wie halb Europa sie im Wohnzimmer stehen
hat. Es ist buchstäblich das einfachste Papstgrab, das sich überhaupt denken lässt."
Eine Gruppe mit 130 polnischen Pilgern kam mit traditionellen bunten Volkstrachten
der hohen Tatra. Darunter auch ein Priester, der seit Jahren in einer deutschen Pfarrei
arbeitet. Er sagt, was der Besuch am Grab von Johanne Paul II. für seine Landsleute
bedeutet:
"Als wir hier her nach Rom kamen, um diese Exerzitien zu machen, wir sind hier
seit acht Jahren gekommen, waren wir schon immer im Vatikan. Hin und wieder waren
wir auch vom Papst empfangen worden in der Privataudienz. Und heute ist sozusagen
auch wieder eine Privataudienz auf anderer Ebene. Wir kommen hier her um von ihm Glauben
zu lernen, Liebe zu lernen und Optimismus zu lernen. Nicht alles aufgeben, obwohl
manchmal viel Schlimmes auf dieser Welt passiert. Vor allem Glauben und Orientierung
in dieser Welt."
(ansa 13.04.05 hr)