Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat Johannes Paul II. zwei Mal als Staatsgast
Deutschland empfangen. Das Charisma des Papstes hat auch ihn tief bewegt: "Seine
Wirkung wird unvergessen sein Ich glaube nicht - aus der Geschichte oder aus meiner
eigenen Lebenszeit - eine so weltweite Wirkung je erlebt zu haben oder auffindig machen
zu können, wie dieser Papst mit seiner großen, glaubwürdigen, tief glaubensbegründeten
missionarischen Tätigkeit enfaltet hat." Karol Woityla, der Mann aus Polen,
hat die Welt verändert. Und das auch in und für Deutschland, sagt Richard von Weizsäcker: "Für
Deutschland hat er natürlich eine große Bedeutung gleich zu beginnn auch als Pole
gehabt. Für uns war es immer besonders wichtig, dass wir endlich auch mit unseren
ehemaligen Kriegsgegnern im Osten, und das heißt vor allem eben auch mit Polen zu
einem Einverständnis kommen würden. Da hat er entscheidende Impulse dafür geliefert.
Mit anderen Worten: Seinen ja allseits in der Welt verspürte und ihm immer attestierte
Anstrengung, den Frieden zu fördern hat er eben da schon gleich am Anfang zwischen
Polen und uns Deutschen in einer vorbildlichen Weise vorangetrieben." Der ehemalige
Bundespräsident hat Johannes Paul schon in seiner Zeit als Präsident des Deutschen
Evangelischen Kirchentages erlebt und auch persönlich kennen gelernt. Konfliktpunkte
gab es natürlich, aber: "Zunächst einmal ist ja das wichtigste unter Christen
nicht so sehr die Unterschiede zu betonen, die sie untereinander trennen, sondern
ein gemeinsames Zeugnis als Christ gegenüber den Aufgaben der Welt zu suchen und zu
finden und zu vertreten. In dieser Richtung waren wir gewiss nicht immer über alles
einig. Aber eine so überragend starke und eben glaubensbezogene Stimme eines Christen,
wie dieser Papst sie hatte, das ist etwas, das allen Christen - unabhängig davon zu
welchem Teil sie in der Christenheit zählen - zu Gute kommt."