Der Papst ist tot - Alle aktuellen Meldungen von Mi, 6.4.05
Papst Johannes Paul II., der am Samstagabend verstorben ist, wird am Freitag in den
Grotten des Petersdoms beigesetzt. Die Trauerfeier für ihn beginnt um 10 Uhr auf dem
Petersplatz. Seit Montagnachmittag ist der Leichnam des verstorbenen Papstes im Petersdom
aufgebahrt. Weit eine Millionen Gläubige und Pilger haben Johannes Paul bereits die
letzte Ehre erwiesen. Unterdessen reißt der Pilgerstrom aus aller Welt nicht ab.
Rom bereitet sich auf eine Beerdigungsfeier der Superlative vor. Alle Radio-Vatikan-Meldungen
von Mittwoch, 6.4.05., auf einen Klick:
18 Uhr 57: Fußballstadion schweigt
Das Stadion in Bari wird am Samstag schweigen. Die Fußballfans wollen bei der Partie
Bari-Catania auf alle Fangesänge verzichten und auf diese Weise ihre Trauer um "den
Großen Papst" zeigen. Der Tod Johannes Pauls habe große Emotionen hervorgerufen, heißt
es auf der Homepage des Fußballclubs von Bari. Ein Fan schreibt: "In einem solchen
Moment steht der Sinn nicht nach singen oder Anfeuerungsrufen für das Team. Es währe
vornehmer, zu schweigen und nur zu applaudieren. Ich hoffe, dass die Fankurve diese
Botschaft aufnimmt."
(ansa 06.04.05 bp)
17 Uhr 25: Kaffee für 50 Cent Kaffee und Wasser soll für Pilger nur 50 Cent
kosten. Dazu raten die Handwerkskammer und Roms Bürgermeister Walter Veltroni. Alle
Barbetreiber und Lebensmittelverkäufer werden angehalten, sich an diese Vereinbarung
zu halten. Diese Geste sei "Sevice und Anteilnahme in wichtigen und schwieriegen Tagen",
heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Alle Römer hätten die Aufgabe, den Millionen
Besuchern die besten Bedingungen zu bieten. "Das Ereignis wird in der Geschichte Roms
Spuren hinterlassen."
(agi 06.04.05 bp)
17 Uhr 21: 10 Flugzeuge allein aus Polen
10 Flugzeuge landen morgen und am Freitag alleine in Bologna. 24 zusätzliche Flüge
hat außerdem Easy Jet von Dortmund, Genf und Großbritannien angesetzt. Der Flughafen
Rom-Ciampino, der normalerweise von den Billigfluglinien angeflogen wird, ist von
Donnerstag 10 Uhr bis Freitag, 24 Uhr, gesperrt. Alle Flüge nach und von Rom wurden
abgesagt. Der Betrieb am Großflughafen Fiumicino läuft in dieser Zeit eingeschränkt.
Lediglich 30 Prozent der ankommenden Flüge werden abgefertigt, am Freitag vor der
Beerdigung gar nur die Interkontinentalflüge.
(rv/ansa 06.04.05 bp)
17 Uhr 14: Glemp am Leichnam des Papstes
Der polnische Primas, Kardinal Josef Glemp, hat nach 17 Uhr am aufgebahrten Leichnam
des Papstes im Petersdom gebetet. TV-Live-Bilder zeigten einen sichtlich erschütterten
Glemp in Kardinalstracht auf einer Kniebank neben dem Leichnam des polnischen Pontifex.
(rv 06.04.05 sk)
16 Uhr 58: Eine Million Pilger aus Polen
Das Warschauer Außenministerium schätzt, dass aus der polnischen Heimat des verstorbenen
Papstes insgesamt eine Million Menschen zur Beerdigung nach Rom kommen werden. Der
Sprecher des Außenministeriums berief sich auf "Informationen, die wir bei der staatlichen
polnischen Bahngesellschaft und an der österreichischen Grenze eingeholt haben". Die
Nachrichtenagentur afp schätzt nach einer eigenen Umfrage an den Grenzen die Zahl
der nach Rom reisenden Polen aber niedriger.
(afp 06.04.05 sk)
16 Uhr 51: UNO, Schweigeminute für Johannes Paul
Die UNO-Generalversammlung in New York hat heute mit einer Schweigeminute an den verstorbenen
Papst Johannes Paul erinnert. In einer Ansprache nannte der derzeitige Präsident der
Generalversammlung, Jean Ping aus Gabun, den Papst "eine außerordentliche Quelle der
Inspiration für die ganze Menschheit". Der Verstorbene habe sich "unermüdlich für
Frieden und Brüderlichkeit in der Welt eingesetzt".
(ansa 06.04.05 sk)
16 Uhr 46: Dreimal Notaufnahme
Von Mitternacht bis heute 15 Uhr hat ein italienisches Ärzteteam 240mal erschöpften
oder verletzten Pilgern geholfen. Das meldet die Nachrichtenagentur ansa. Die Mediziner,
die in einer improvisierten Zeltstadt in der Nähe des Vatikans arbeiten, hatten vor
allem Sonnenstiche, Druckabfall und Ohnmachtsanfälle zu behandeln. Drei Menschen,
die in der Warteschlange vor dem Petersdom - wo sie den aufgebahrten Papst sehen
wollten - gestürzt waren, mußten in die Notaufnahme des nahe gelegenen "Santo-Spirito"-Krankenhauses
gebracht werden.
(ansa 06.04.05 sk)
16 Uhr 36: Türkische Erde für Papstgrab
Der Bürgermeister des anatolischen Städtchen Urgup in der Türkei hat dem Vatikan Erde
aus seiner Region geschickt - für das Grab des Papstes. Damit wolle er in gewisser
Weise kompensieren, dass Johannes Paul II. trotz wiederholter Einladungen zu Lebzeiten
den Ort nicht besuchen konnte. Urgup ist bekannt für seine frühchristlichen Höhlenkirchen.
Sie wurden von Christen errichtet, die seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert nach
Kappadozien kamen.
(ansa 06.04.05 sk)
16 Uhr 35: Hongkongs Bischof, "ich nicht"
"Ich bin nicht der Kardinal in pectore", sagt Hongkongs Bischof Joseph Zen. "Das gäbe
keinen Sinn", erklärte er in einem italienischen Radiosender. In Honkong gebe es Religionsfreiheit,
Geheimhaltung sei nicht nötig. Er habe keinen Zweifel, so Zen, dass Johannes Paul
II. einen Bischof aus China erwählt habe, aber der Name "wird für immer im Herzen
des Papstes verborgen bleiben". Das hat heute auch Vatikansprecher Navarro-Valls nach
der Öffnung des Testaments von Johannes Paul bekräftigt. Der Papst habe den Namen
des Kardinals "in pectore" vor seinem Tod nicht mitgeteilt
(rv/agi 06.04.05 bp)
15 Uhr 29: "Nichts geht mehr" nach 22 Uhr
Ab 22 Uhr heute Abend gibt es keine Chance mehr auf einen Abschiedsbesuch bei Papst
Johannes Paul. Die Schlange wird geschlossen. Der Zivilschutz erlaubt es nach 22 Uhr
nicht mehr, sich noch weiter anzustellen. Wer heute Abend in Rom ankommt, braucht
laut Schätzungen mindestens 24 Stunden, bis er am Leichnam des Papstes vorbei gehen
kann. Die Petersbasilika wird für die Gläubigen jedoch am Donnerstag Abend um 22 Uhr
geschlossen.
(agi 06.04.05 bp)
14 Uhr 23: Schönborn, "Jetzt nicht über neuen Papst spekulieren"
Kardinal Christoph Schönborn hat am Mittwoch bei seiner Ankunft in Rom alle Spekulationen
über den künftigen Papst zurückgewiesen. "Jetzt ist die Zeit zur Trauer und zur Dankbarkeit
für die großen Gaben, die die Kirche und die Welt von Johannes Paul II. erhalten haben",
so der Kardinal wörtlich, der zugleich zum Gebet einlud. Vor Dutzenden Journalisten
und Kamerateams sagte der Wiener Erzbischof in der Stazione Termini im Hinblick auf
den Massenansturm von Pilgern zum Begräbnis von Johannes Paul II., es sei "ein schönes
Zeichen, dass der Papst so viele Menschen bewegt".
(kap 06.04.05 hr)
06.04.05 14 Uhr 15: Von Weizsäcker: "Unvergessene Wirkung"
Altbundespräsident Richard von Weizsäcker hat Johannes Paul II. zwei Mal als Staatsgast
Deutschland empfangen. Das Charisma des Papstes hat auch ihn ief bewegt:
"Seine Wirkung wird unvergessen sein Ich glaube nicht - aus der Geschichte oder
aus meiner eigenen Lebenszeit - eine so weltweite Wirkung je erlebt zu haben oder
auffindig machen zu können, wie dieser Papst mit seiner großen, glaubwürdigen, tief
glaubensbegründeten missionarischen Tätigkeit enfaltet hat."
Karol Woityla, der Mann aus Polen, hat die Welt verändert. Und das auch in und für
Deutschland, sagt Richard von Weizsäcker:
"Für Deutschland hat er natürlich eine große Bedeutung gleich zu beginnn auch als
Pole gehabt. Für uns war es immer besonders wichtig, dass wir endlich auch mit unseren
ehemaligen Kriegsgegnern im Osten, und das heißt vor allem eben auch mit Polen zu
einem Einverständnis kommen würden. Da hat er entscheidende Impulse dafür geliefert.
Mit anderen Worten: Seinen ja allseits in der Welt verspürte und ihm immer attestierte
Anstrengung, den Frieden zu fördern hat er eben da schon gleich am Anfang zwischen
Polen und uns Deutschen in einer vorbildlichen Weise vorangetrieben."
Der ehemalige Bundespräsident hat Johannes Paul schon in seiner Zeit als Präsident
des Deutschen Evangelischen Kirchentages erlebt und auch persönlich kennen gelernt.
Konfliktpunkte gab es natürlich, aber:
"Zunächst einmal ist ja das wichtigste unter Christen nicht so sehr die Unterschiede
zu betonen, die sie untereinander trennen, sondern ein gemeinsames Zeugnis als Christ
gegenüber den Aufgaben der Welt zu suchen und zu finden und zu vertreten. In dieser
Richtung waren wir gewiss nicht immer über alles einig. Aber eine so überragend starke
und eben glaubensbezogene Stimme eines Christen, wie dieser Papst sie hatte, das ist
etwas, das allen Christen - unabhängig davon zu welchem Teil sie in der Christenheit
zählen - zu Gute kommt."
(rv 06.04.05 lw/bp)
06.04.05 14 Uhr 14: Papst-Beerdigung: Auto-Stopp ab frühen Morgen
Die Stadt Rom verhängt von Freitag früh um zwei Uhr an ein totales Fahrverbot für
alle Privatfahrzeuge. Das gab die Kommunalversammlung heute bekannt. Motorröder und
Mopeds sind von dem bis 18 Uhr geltenden Verkhersstopp ausgenommen.
(ansa 06.04.05 hr)
06.04.05 13 Uhr 46: Testament geöffnet
Die Kardinäle haben heute Vormittag das Testament des verstorbenen Johannes Paul II.
geöffnet. Es ist in polnisch abgefasst und soll morgen veröffentlicht werden, in der
Originalsprache und in einer italienischen Übersetzung. Das erklärte Vatikansprecher
Navarro-Valls soeben im Vatikanischen Pressesaal. Das Testament umfasse etwa 15 Seiten.
Johannes Paul habe es in verschiedenen Abschnitten seine Pontifikates verfasst und
bereits 1979 damit begonnen. Der Kardinal "in pectore" sei kein Thema, so Navarro-Valls:
"Ich kann jetzt bestätigen, dass der Heilige Vater vor seinem tod nicht mitgeteilt
hat, was der Name des Kardinals "in pectore" ist, den er beim Konsistorium im Oktober
2003 ernannt hatte. Und damit stellt sich die Frage nicht mehr."
(rv 06.04.05 bp)
06.04.05 13 Uhr 40: Konklave beginnt am 18.4.
Das Konklave beginnt am Montag, 18.April. Das haben die Kardinäle heute in der 4.
Generalkongregation beschlossen. Vatikan-Sprecher Navarro-Valls teilte diese Entscheidung
soeben der Presse mit. Das Konklave beginnt am Vormittag mit einer Messe zur Wahl
des Papstes, am Nachmittag gehen die Kardinäle dann in die Sixtinische Kapelle in
Klausur. Hier wird am ersten Tag ein Wahlgang durchgeführt. An den folgenden Tagen
je zwei vormittags und zwei Nachmittags. Gewählt ist, wer zwei Drittel aller Stimmen
auf sich vereinigt. Erst nach 28 Wahlgängen genügt die einfache Mehrheit.
(rv 06.04.05 bp)
06.04.05 13 Uhr 02: Georg Ratzinger sieht seinen Bruder nicht als Papst
"Es ist sinnlos zu spekulieren - mein Bruder hat keinerlei Aussichten, Papst zu werden."
Das betont Georg Ratziger, der Bruder des deutschen Kurienkardinals im Interview der
bayerischen Tageszeitung "Abendzeitung". Es gebe so viele Kandidaten zur Auswahl,
dass man sicher nicht einen 77-Jährigen in das Amt wählen würde. Zudem glaube er
nicht, dass ein Deutscher Chancen habe.
In den vergangenen Wochen war in den Medien immer wieder der Name Ratzinger als "papabile"
als potentieller neuer Papst aufgetaucht. Georg Ratzinger ist Josephs älterer Bruder
und ehemaliger Leiter der Regensburger Domspatzen.
(afp 06.04054 hr)
06.04.05 11 Uhr 52: Malteser betreuen Papst-Pilger
n der letzten Nacht haben die Malteser über 100 Papst-Pilger in Rom betreut. Die häufigsten
Beschwerden waren Herzkreislaufprobleme, Unterzuckerung und Übermüdung vom langen
Schlangestehen. Dazu kamen kleinere Schnittwunden. „Viele Pilger sind zusammen gebrochen,
als sie nach Stunden des Wartens erfuhren, dass der Petersdom über Nacht geschlossen
wird und sie nicht mehr zum Leichnam des Papstes hereinkönnen“, sagt Rainer Löb, Bundesarzt
der Malteser, der sich zusammen mit drei Sanitätsteams aus Deutschland in Nähe des
Vatikans aufhält.
Neben diesem „Frustrationsschock“ haben auch die Kälte und der starke Wind in der
Nacht negativ gewirkt. Die Temperaturen seien auf 3 Grad gesunken. Viele der jüngeren
und älteren Pilger seien darauf nicht vorbereitet gewesen.
Dennoch sei die Stimmung unter den Pilgern „beeindruckend“, was auch Auswirkungen
auf die Helfer habe. Sorgen bereitet Löb allerdings die Zeitdauer bis zur Beerdigung:
„Viele Pilger sind jetzt schon über ihre physische Grenze hinaus und haben keine Reserven
mehr. Wir hoffen, dass sie so realistisch sind und sich schonen.“
Die Malteser besitzen seit mehr als dreißig Jahren den Auftrag des Vatikans, bei Großveranstaltungen
auf dem Petersplatz die sanitätsdienstliche Versorgung zu sichern. Zuletzt haben sie
im Heiligen Jahr 2000 und bei der Seligsprechung von Mutter Theresa auf dem Petersplatz
Sanitätsdienst geleistet.
(pm 06.04.05 sk)
06.04.05 12 Uhr 05: Hoffnung auf goldenes Zeitalter
Die russisch-orthodoxe Kirche erhofft sich unter einem neuen Papst einen Neuanfang
in den zerrütteten Beziehungen zum Vatikan. Das sagt der Sprecher des Moskauer Patriarchats,
Vsevolod Tschaplin. Zur Sowjetzeit, genauer zwischen 1960 und 1970, habe es ein "goldenes
Zeitalter" in den Beziehungen gegeben. "Damals war unser theologischer Dialog sehr
intensiv - das ging bis hin zu Überlegungen zu einer Vereinigung unserer beiden Kirchen."
Der Sprecher machte aber keine Angaben, wann genau und bei wem diese Überlegungen
aufgekommen seien. Er hoffe, die neuen Leiter der katholischen Kirche seien "offen
für den Dialog".
(afp 06.04.05 sk)
06.04.05 12 Uhr 00: Vatikan. Pressesaal: Kein Polnisch mehr?
Der Pressesaal des Heiligen Stuhls spricht kein "polnisch" mehr. Dokumente des Pressebüros
werden offenbar nicht mehr in die Muttersprache des verstorbenen Papstes übersetzt.
So erschien der Druck der Apostolischen Konstitution "Universi Dominici Gregis" nur
noch auf Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Während des Pontifikats
Johannes Pauls fast alle Texte auch ins Polnische übertragen worden.
(adnkronos 06.04.06 hr)
06.04.05 11 Uhr 33: Kardinal Lehmann: "Papst war Rufer in der Wüste"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat den verstorbenen
Papst Johannes Paul als "Rufer in der Wüste" gewürdigt. Er sei leidenschaftlich für
Freiheit und Ökumene eingetreten, meinte Lehmann in seiner Predigt beim Pontifikalamt
in der Berliner Johannes-Basilika. An der Messe nehmen auch zahlreiche hochrangige
Vertreter des politischen Berlin teil. In der Päpstlichen Nuntiatur neben der Basilika
liegt ein Kondolenzbuch für den Papst aus, in das sich gestern auch Bundeskanzler
Gerhard Schröder eintrug. Hier ist die Predigt von Kardinal Lehmann in vollem Wortlaut.
"Es gibt von Papst Johannes Paul II. einzelne Worte, die ihn mit ihrer Wucht elementar
kennzeichnen: "Die Schwelle der Hoffnung überschreiten!" oder schon am Anfang: "Habt
keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus. Öffnet die Grenzen der
Staaten, der wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur,
der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht." Bis zuletzt hat er
uns solche Worte geschenkt: "Bisher habe ich nach euch gesucht. Jetzt seid ihr zu
mir gekommen. Ich danke euch." Oder die Botschaft am Ende: "Ich bin froh - seid ihr
es auch!"
Dies ist Johannes Paul II.: Er empfand es als seine Sendung, von Gott her im Namen
des Evangeliums Jesu Christi die ganze Welt zu umfangen und sich ihrer Größe und ihrem
Elend zu öffnen. Der Papst hat dafür keine Legionen. Seine Macht kommt aus der Sphäre
der Überzeugungen. Diese gründen für ihn bei aller universalen, wirklich katholischen
Reichweite seiner Botschaft tief in den Antriebskräften des persönlichen Glaubens.
Beides, so spannungsvoll es ist und bei den meisten Menschen auseinander fällt, kommt
aus einer Wurzel. An Johannes Paul II. konnte man gut ablesen, wie wahr das Wort des
großen evangelischen Historikers Leopold von Ranke ist, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts
schrieb, die Macht der Päpste sei eine "Macht des Daseins". Keine Macht der Welt kann
diese Stärke ersetzen. Zu ihr gehört die Unerschütterlichkeit eines Glaubens, die
die Person Karol Wojtyla und die Ausübung seines Petrusdienstes bestimmten.
Während der Hälfte seines Lebens hat er politische Systeme erfahren und erlitten,
die dem Menschen bei allen Versprechungen das höchste Gut genommen haben, das er in
dieser Welt kennt, nämlich seine Freiheit. Immer wieder hat darum dieser Papst eine
neue "Kultur der Freiheit" verlangt. So sagte er 1995 zum 50. Jahrestag der Gründung
der Vereinten Nationen in New York über die Menschenrechte: "Freiheit ist nicht einfach
die Abwesenheit von Tyrannei und Unterdrückung ... Losgelöst von der Wahrheit über
die menschliche Person, verkommt Freiheit im Leben der Individuen zur Freizügigkeit,
und im politischen Leben wird sie zum Spielball der Mächtigsten und zur Arroganz der
Macht." Als Johannes Paul II. zum dritten und letzten Mal unser Land besuchte und
hier in Berlin mit Bundeskanzler Helmut Kohl das Brandenburger Tor durchschritt und
sich danach am 23. Juni 1996 verabschiedete - immer wieder kam er auf die Bedeutung
dieser Geste zurück -, waren seine letzten Worte in Deutschland ein einziger "Appell
für die Freiheit". Leidenschaftlich hat er dies ausgeführt: "Freiheit ist kein Freibrief!
Wer aus der Freiheit einen Freibrief macht, hat der Freiheit bereits den Todesstoß
versetzt ... Die Idee der Freiheit kann nur da in Lebenswirklichkeit umgesetzt werden,
wo Menschen gemeinsam von ihr überzeugt und durchdrungen sind. - In dem Wissen um
die Einmaligkeit und Würde des Menschen und um seine Verantwortung vor Gott und den
Menschen ... Die Freiheit des einzelnen ist nicht zu trennen von der Freiheit der
anderen, aller anderen Menschen. Wo die Menschen ihren Blick auf das je eigene Lebensfeld
begrenzen und nicht mehr bereit sind, auch ohne Vorteile für sich selbst sich für
andere zu engagieren, da ist die Freiheit in Gefahr. In Solidarität gelebte Freiheit
demgegenüber wirkt sich aus im Einsatz für Gerechtigkeit im politischen und sozialen
Bereich und lenkt den Blick auf die Freiheit. Es gibt keine Freiheit ohne Solidarität."
Freilich verlangt dies einen hohen Preis: "Sie verlangt Hochherzigkeit, und die schließt
Opferbereitschaft mit ein; sie verlangt Wachsamkeit und Mut gegenüber den Kräften,
die sie von innen oder von außen bedrohen ... Keiner kann sich von seiner persönlichen
Verantwortung für die Freiheit dispensieren. Es gibt keine Freiheit ohne Opfer."
Weil der Papst aus dieser letzten Tiefe sprach, wurden seine Worte auch im Grunde
von niemandem politisch missverstanden oder missbraucht. Dennoch haben sie immer wieder
die jeweilige konkrete gesellschaftliche und politische Realität meisterhaft getroffen.
So hatten diese Worte oft eine ganz erstaunliche Wirkung in der Nähe und in der Ferne.
So bietet der Papst der säkularen Weltmacht der USA, wenn es um den Erhalt des Friedens
geht, die Stirn, ohne ihren großen humanen Rang auch nur ein bisschen herabzusetzen.
Im Blick auf die verzweifelte Lage im Nahen Osten lässt er keine Gelegenheit aus,
für Frieden und Verständigung zu werben. Auch wenn er weiß, dass das Wohlstandsgefälle
und die kulturelle Distanz zwischen Nord und Süd Sprengstoff im Leben der Völker ist,
auf dem die Flamme der Gewalt auflodern kann, so sagt er dem internationalen Terrorismus
den Kampf an. Er ist und bleibt der Brückenbauer schlechthin, Pontifex Maximus.
Alle loben ihn heute und zollen ihm Achtung. Freilich, im Lauf der 26 Jahre war er
auch in dieser Hinsicht oft ein einsamer Rufer in der Wüste. Vieles von dem, was er
beklagt, ist auch heute noch unerledigt. Wir dürfen darum seine Worte nicht vergessen.
Nicht immer hat man besonders im Inneren der Kirche die Kraft seines prophetischen
Auftretens recht verstanden. Nicht wenige werfen ihm auch heute vor, er habe zwar
in die Welt hinein ein großes Beispiel der Hoffnung für alle Menschen gegeben, aber
nach innen Freiheit und Dialog weniger gefördert. Aber was meint man mit Freiheit
und mit Dialog? Gewiss kam Karol Wojtyla aus einer Situation, in der für die Kirche
mitten in den Diktaturen Einheit und Disziplin Überlebensvoraussetzung waren. Und
gewiss hat er darüber hinaus auch Recht, dass eine Kirche, die sich so weit in die
Vielfalt und Spannungen der Kulturen sowie politischen Systeme hinauswagt, im Inneren
eine einander tief verpflichtende und verlässliche Gemeinschaft, vor allem des Glaubens
und so auch der Lehre sein muss, um den zentrifugalen Kräften, denen wir alle ausgesetzt
sind, widerstehen zu können. Für uns Kinder pluralistischer und manchmal auch zum
Individualismus neigender Gesellschaften ist dies keine leichte Botschaft. Der Papst
hat mit der ihm eigenen Festigkeit des Geistes und Klugheit des Seelsorgers, der den
Menschen kennt, große Barmherzigkeit walten lassen, wenn wir Menschen zu schwach waren,
um diesen Verführungen Widerstand zu leisten. Aber er hat sich leidenschaftlich dagegen
gewehrt, wenn wir wegen unserer gut gemeinten Anpassungsfreudigkeit die unverwechselbare
Stärke unseres Glaubens und seiner Grundsätze verraten haben. Da können wir alle von
ihm noch viel lernen. Da muss das ringende Gespräch mit ihm weitergehen.
Dies gilt auch für das immer engere Zusammenwachsen der Christen in Ost und West.
Immer mehr war Johannes Paul II. von diesem Geist der Ökumene tief erfüllt. Er hat
ihn auch leidenschaftlich gefördert und gefordert. Manchmal hatte er freilich auch
die Sorge, dass wir uns zu billig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigen
könnten. So hat er uns schon in der wichtigen Begegnung mit Vertretern des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland in Mainz am 17. November 1980 zugerufen: "Alle
Dankbarkeit für das uns Verbleibende und uns Verbindende darf uns nicht blind machen
für das, was immer noch trennend zwischen uns steht. Wir müssen es möglichst miteinander
ins Auge fassen, nicht um Gräben zu vertiefen, sondern um sie zu überbrücken ... Miteinander
sind wir gerufen, im Dialog der Wahrheit und der Liebe die volle Einheit im Glauben
anzustreben. Erst die volle Einheit gibt uns die Möglichkeit, uns eines Sinnes und
eines Glaubens an dem einen Tisch des Herrn zu versammeln." Ist uns dieser Weg zu
weit und zu beschwerlich? Dann hätten wir ihn und sein Testament nicht verstanden.
Amen."
(pm 06.04.05 sk)
06.04.05 11 Uhr 33: Päpstlicher Hofprediger: Massen-Anteilnahme
Wie soll man diesen nie da gewesenen Massen-Ansturm der Anteilnahme und des Trauerns,
des Abschied-Nehmens und des Gedenkens kommentieren? Wir haben Pater Raniero Cantalamessa,
der seit einem Vierteljahrhundert Prediger des Päpstlichen Hauses ist, um eine Einschätzung
gebeten:
"Man kann das auf zweierlei Weisen interpretieren. Einmal so, wie es die Massenmedien
dieser Tage tun - als Würdigung der wichtigen Rolle, die der Papst in der Welt gespielt
hat. Aber dabei darf man nicht stehenbleiben. Denn für uns war Johannes Paul natürlich
in erster Linie ein Mann des Glaubens, des Gebets und des Leidens. Ich glaube, diese
unglaubliche einhellige und spontane Anteilnahme ist in erster Linie die Frucht des
Leidens dieses Papstes. Denn gerade als Leidender war er ein lebendiges Bild für
Christus - und das ganz ohne Worte."
(rv 06.04.05 hr)
06.04.05 11 Uhr 31: Offizielle deutsche Delegation
Die Bundesrepublik Deutschland wird beim Begräbnis von Papst Johannes Paul II. hochrangig
vertreten sein. Neben Bundespräsident Horst Köhler und Bundesratspräsident Wolfgang
Thierse werden auch Bundeskanzler Gerhard Schröber, der stellvertretende Bundesratspräsident
Dieter Althaus, Bundesaußenminister Joschka Fischer, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel
und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber erwartet. Die Evangelische Kirche
in Deutschland wird durch ihren Ratspräsidenten Bischof Wolfgang Huber und das Zentralkomitee
der Katholiken durch dessen Präsidenten Johannes Meyer vertreten sein.
(rv 6. 4. 05 lw)
06.04.05 11 Uhr 10: Fast eine Millionen Menschen
Rund um den Vatikan drängen sich derzeit fast eine Million Menschen, um Abschied von
Johannes Paul II. zu nehmen. Diese Zahl nennt die italienische Nachrichtenagentur
ansa. Gestern soll bereits eine halbe Million Menschen dem Verstorbenen, der im Petersdom
aufgebahrt liegt, die letzte Ehre erwiesen haben. Pro Minute defilieren nach Schätzungen
etwa dreihundert Menschen am Leichnam des Papstes vorbei. Viele italienische Freiwillige,
Polizei und Rotes Kreuz versuchen, den auf Einlaß in St. Peter wartenden Menschen
zu helfen und die Ströme zu kanalisieren. An der Via della Conciliazione, die zum
Petersplatz führt, hat auch der Souveräne Malteser-Orden ein Hilfszelt errichtet.
Innerhalb des Vatikans arbeiten jetzt die Gesundheitsdienste und andere Anlaufstellen
für Vatikan-Mitarbeiter wieder, die einige Tage lang blockiert waren. (ansa/rv
06.04.05 sk)
06.04.05 11 Uhr 09: Mexiko: Papst soll 1990 ein Wunder bewirkt haben
Johannes Paul II. soll 1990 einen Vierjährigen von Leukämie geheilt haben. Die Eltern
hatten ihr an Leukämie erkranktes Kind beim zweiten Papst-Besuch in Mexiko zum Flughafen
gebracht, wo der ankommende Johannes Paul II. das Kind berührte und einige Worte "in
seiner Sprache" sagte, so der Vater des heute 19jährigen Heron Badillo. Das Bistum
Zacatecas im Norden Mexikos bestätigt die Berichte; auch der mexikanische Kurienkardinal
Javier Lozano Barragan, bis zum Tod des Papstes Präsident des Gesundheitsrates, bezeichnete
den Vorfall als "wunderbar". Das Erwirken eines Wunders ist eine der Voraussetzungen
für einen Heiligsprechungsprozess.
(afp 06.04.05 hd)
06.04.05 11 Uhr 06: Kardinäle beraten - Testaments-Öffnung?
n einem Saal über der vatikanischen Audienzhalle sind die in Rom anwesenden Kardinäle
erneut zu einer so genannten "General-Kongregation" zusammengetreten. Dabei beraten
sie über das Prozedere in den nächsten Tagen und Wochen. Womöglich werden sie heute
ein Datum für den Beginn des Konklaves zur Wahl des nächsten Papstes festlegen. Möglich
ist auch, dass sie das Testament Johannes Pauls II. öffnen und verlesen. Medien spekulieren,
der Text könne den Namen des Kardinals "in pectore" enthalten. Damit ist ein Kardinal
gemeint, dessen Ernennung der Papst aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlichen
konnte. Steht der Name dieses Kardinals im Text, dürfte er am kommenden Konklave teilnehmen.
Unter Medienleuten zirkulieren Vermutungen, um wen es sich bei diesem Kardinal in
pectore handeln könnte. Genannt werden die Namen Dziwisz (bisher Privatsekretär des
Papstes und Erzbischof) sowie Kondrusiewicz (Erzbischof in Moskau).
(ansa 06.04.05 sk)
06.04.05 10 Uhr 50: Zur Beerdigung totaler Auto-Stopp in Rom?
Die Stadt Rom erwägt einen totalen Stopp für Privatautos für die Papstbeerdigung am
Freitag. Innerhalb des um die Hauptstadt führenden Autobahnrings sollen laut italienischen
Presseberichten vom Mittwoch nur Busse und Taxis fahren können. Zur Beisetzung von
Johannes Paul II. werden bis zu vier Millionen auswärtige Pilger erwartet, davon den
Berichten zufolge allein zwei Millionen Polen.
(kna 06.04.05 hr)
06.04.05 10 Uhr 46: Bush trifft heute abend ein
US-Präsident George W. Bush soll bereits heute abend in Rom eintreffen. Vor der Trauerfeier
für Papst Johannes Paul II wolle Bush auch politische Gespräche führen, teiltesein
Sprecher Scott McClellan in Washington mit. Das Programm sei noch nicht vollständig,
sagte McClellan und wollte noch keine Angaben über die geplanten Begegnungen machen.
(ap 06.04.05 hr)
06.04.05 10 Uhr 35: Kardinal Pell: Kein "radikaler Kurswechsel" in Sicht
Der australische Kardinal George Pell glaubt nicht an einen "radikalen Kurswechsel"
unter einem neuen Papst. Niemand, der die katholische Kirche kenne, könne mit einer
spirituellen Kehrtwende im nächsten Potifikat rechnen, sagte Pell der Nachrichtenagentur
AFP.
(afp 06.04.05 hr)
06.04.05 10 Uhr 30 : Papst-Attentäter darf nicht zur Beerdigung
Die türkischen Behörden haben den Antrag von Ali Agca auf 72 Stunden Freigang abgeleht,
um zur Beerdigung zu gehen. In einem Brief an die Staatsanwaltschaft hatte der Papst-Attentäter
geschrieben, er wolle in einem Privatjet in Begleitung von Interpol-Beamten nach Rom
fliegen. Agca hatte im Mai 1981 auf dem Petersplatz auf Johannes Paul II. geschossen
und ihn lebensgefährlich verletzt. Nachdem er fast 20 Jahre in Italien im Gefängnis
gesessen hatte, wurde Agca vor vier Jahren an die Türkei ausgeliefert. Der Papst hatte
Agca im römischen Gefängnis Rebibbia besucht und ihm vergeben.
(netzeitung 06.04.05 gs)
06.04.05 10 Uhr 29 : Asiens Katholiken wollen konservativen Papst
Asiens Katholiken wünschen sich Presseberichten zufolge einen Papst, der "genauso
konservativ" ist wie Johannes Paul II. Angehörige anderer Religionen erhoffen sich
unterdessen eine ähnliche interreligiöse Offenheit.
(afp 106.04.05 hr)
06.04.05 9 Uhr 45 : Streit um Trauerbeflaggung in Frankreich geht weiter
In Frankreich dauert der Streit um dieTrauerbeflaggung für Papst Johannes Paul II.
an. Mehrere französische Kommunen kündigten an, zum Tag seiner Beisetzung am
Freitag die Fahnen nicht auf halbmast zu setzen, berichteten französische Medien heute.
Die oppositionellen Sozialisten verlangten eine Präzisierung der
Regeln für Trauerbeflaggung. Sie erklärten, am Prinzip der Trennung von Kirche und
Staat müsse festgehalten werden. Die Regierung habe die Anordnung der Trauerbeflaggung
nicht ausreichend begründet.
(kna 06.05.04 hr)
06.04.05 9 Uhr 41 : Paralmentarier gedenken Papst
Die er Pariser Nationalversammlung begannen ihre gestrige Sitzung mit einer Schweigeminute
zum Gedenken an Papst Johannes Paul II. Parlaments-Präsident Jean-Louis Debre würdigte
den Papst als große historische Persönlichkeit und stellte seinen Einsatz für Frieden
und Toleranz der Religionen heraus. Premierminister Jean-Pierre Raffarin bekräftigte,
der öffentliche Ausdruck der Ehrerbietung stehe «voll im Einklang mit unserer republikanischen
Tradition». Johannes Paul II. sei ein Staatsoberhaupt eines befreundeten Landes gewesen,
mit dem Frankreich besonders enge Beziehungen unterhalte.
(kna 06.04.05 gs)
06.04.05 9 Uhr 37 : Frieden in Nordirland beste Hommage an Johannes Paul
Die beste Möglichkeit für die Iren, den verstorbenen Papst zu ehren, ist den Friedensprozess
in Nordlirland voranzutreiben. Das hat Dublins katholischer Erzbischof Diarmuid Martin
gestern in einer Predigt betont. Bei einem Gedenkgottesdienst in der Kathedrale von
Dublin erinnerte Martin weiter an den engagierten Friedensappell Johannes Pauls während
seines Irlandbesuchs im Jahr 1979.
(afp 06.04.05 hr)
06.04.05 9 Uhr 20 : "Für Gott zählt Geographie nicht"
Das Konklave ist in erster Linie ein Glaubensakt. Daran hat der kolumbianische Kardinal
Dario Castrillon Hoyos erinnert. Überlegungen über die Herkunft des künftigen Kirchenoberhauptes
quittierte Castrillon Hoyos mit der Bemerkung: "Für Gott zählt die Geographie nicht.
" Der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation gilt für Beobachter als möglicher
Kandidat für die Nachfolge Johannes Pauls. Kolumbianischen Beobachtern zufolge ist
der 76jährige besonders bei den als konservativ eingestuften Bewegungen Opus Dei und
Legionäre Christi beliebt.
(afp 06.04.05 gs)
06.04.05 9 Uhr 05 : Heißt Roms HBF Termini bald "Giovanni Paolo II"?
Die Stadt Rom will den Hauptbahnhof Termini nach dem verstorbenen Papst in "Stazione
Giovanni Paolo II." umbenennen. Das kündigte der römische Bürgermeister Walter Veltroni
gestern abend in einer Talkshow an. Als Ort der Begegnung vieler Menschen vieler Kulturen
entspreche der Bahnhof der verbindenden Mentalität des Papstes, so Veltroni weiter.
Im Rat der Stadt solle die Initiative in den kommenden Wochen konkrete Formen annehmen.
(rv 06.04.05 hr)
06.04.05 9 Uhr 03: "Zu früh für schwarzen Papst"
"Der Westen ist noch nicht bereit für einen schwarzen Papst": Das sagt ein schwarzer
Kardinal, der für Beobachter als "papabile" gilt, also als aussichtsreicher Kandidat
für die Nacholfge Johannes Pauls II.: der Nigerianer John Francis Arinze. Auch der
79jährige Kardinal Bernard Agré von Elfenbeinküste ist dieser Ansicht. "Ein afrikanischer
Papst wäre eine Herausforderung für die Kirche und die Welt der Medien", so Agré gegenüber
dem Nachrichtendienst Reuters. Der bisher letzte Afrikaner auf dem Papst-Thron war
Gelasius I. im 5. Jahrhundert.
(ansa 06.04.05 gs)
06.04.05 9 Uhr: "Osservatore" kritisiert Minister
Die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" hat einen Minister der Regierung Berlusconi
kritisiert. Regionenminiter Enrico La Loggia hatte die Niederlage der aktuellen Mitte-Rechts
Regierung bei den Parlamentswahlen der vergangenen Tage damit zu erklären versucht,
dass viele konservativ eingestellte Bürger wegen des Todes von Papst Johannes Paul
II. nicht zur Wahl gegangen seien. Die Zeitung bezeichnete die Äußerung La Loggias
als stillos, unsinnig und verletzend.
(afp 06.05.05 gs)
06.04.05 8 Uhr 55: Rom im Belagerungszustand
Dies sind harte Zeiten für Menschen mit Platzangst in Rom. Die Massen und Schlangen
von Menschen rund um den Petersplatz haben Längen angenommen, die auch die Einsatzkräfte
zur Zeit nicht kalkulieren können. Die Stadtverwaltung erwartet bis zu 4 Millionen
Pilger zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II., ist aber dennoch in den Nachtstunden
vom Ansturm der Pilger vollkommen überrascht worden. Schon um sechs Uhr morgens waren
die Straßen Roms verstopft, das Verkehrsnetz zusammengebrochen. Der Eingang von Radio
Vatikan, das einen Kikometer vom Petersdom entfernt liegt, war von Zehntausenden Menschen
blockiert. Die Beschäftigten erwägen, bis zur Beerdigung Papst Johannes Pauls II.
am Freitag das Haus nicht mehr zu verlassen.
(rv 06.04.05 gs)
06.04.05 8 Uhr 45: Vier Schweizer Bischöfe kommen zur Beerdigung
Vier Schweizer Bischöfe reisen zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II. nach Rom.
Das gab die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) gestern abend in Freiburg bekannt.
Es sind der Churer Bischof und SBK-Präsident Amédée Grab, der Basler Bischof und
SBK-Vizepräsident Kurt Koch, Pier Giacomo Grampa, Bischof von Lugano, sowie Pierre
Bürcher, Weihbischof des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg. Dem nationalen Gedenkgottesdienst
am Donnerstag in Bern steht Erzbischof Francesco Canalini vor, der Apostolische Nuntius
in der Schweiz.
(kipa 06.04.05 hr )
06.04.05 8 Uhr 35: "Seelsorger für die ganze Welt"
Als "Seelsorger für die ganze Welt" hat der Linzer Bischof Maximilian Aichern Papst
Johannes Paul II. in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) gewürdigt. "Das
wird ihm der nächste Papst nicht so leicht nachmachen können", so Aichern weiter.
In unaufgebbaren Positionen sei der Papst zur Bibel und zur "großen und alten Tradition
der Kirche" gestanden, habe dabei aber um zeitgemäße Wege gerungen. Im persönlichen
Kontakt sei er sehr menschlich gewesen, so Aichern: "Er hatte ein großes Personengedächtnis
und eine enorme Sprachkenntnis".
(kap 06.04.05 hr)
06.04.05 8 Uhr 30: Bartholomaios kommt mit Delegation
Das Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
I., wird an der Spitze einer mehrköpfigen Delegation an den Trauerfeierlichkeiten
für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. in Rom teilnehmen. Bartholomaios I. hatte
den Tod des Papstes als "Verlust für das Christentum und für die nach Frieden und
Gerechtigkeit suchende Weltgemeinschaft" bezeichnet. Der Papst habe "entschieden zum
Zusammenbruch des atheistischen Kommunismus" beigetragen.
(kap 06.04.05 hr)
Die Abgeordneten der Pariser Nationalversammlung begannen ihre gestrige Sitzung mit
einer Schweigeminute zum Gedenken an Papst Johannes Paul II. Parlaments-Präsident
Jean-Louis Debre würdigte den Papst als große historische Persönlichkeit und stellte
seinen Einsatz für Frieden und Toleranz der Religionen heraus. Premierminister Jean-Pierre
Raffarin bekräftigte, der öffentliche Ausdruck der Ehrerbietung stehe «voll im Einklang
mit unserer republikanischen Tradition». Johannes Paul II. sei ein Staatsoberhaupt
eines befreundeten Landes gewesen, mit dem Frankreich besonders enge Beziehungen unterhalte.
(kna 06.04.05 gs)