Papst aufgebahrt - Gesicht von Schmerzen gezeichnet

Der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi hat in der "Sala Clementina" am aufgebahrten Leichnam Abschied von seinem Freund Johannes Paul II.genommen. Ciampi wurde von zahlreichen Bischöfen und Kardinälen begleitet, darunter auch Kardinal Angelo Sodano, der bisherige "Regierungschef" des Vatikans. Dieser hatte eine Messe auf dem Petersplatz zum Andenken an Johannes Paul zelebriert, an der Ciampi teilgenommen hat. Sodano schlug ein großes Kreuzzeichen über dem aufgebahrten Leichnam des Papstes. Ebenfalls in der Sala Clementina waren zahlreiche Minister der italienischen Regierung, darunter Außenminister Fini, und Regierungschef Silvio Berlusconi; der Oppositionspolitiker Fassino weinte. Senatspräsident Pera wirkte gefaßt. Auch die beim Vatikan akkreditierten Diplomaten und ihre Ehefrauen verneigten sich vor dem toten Johannes Paul, um anschließend Sodano kurz zu begrüßen. Viele Ordensleute bekreuzigen sich oder machen eine Kniebeuge.

Der Leichnam des Papstes ist mit einem roten samtenen Meßgewand bekleidet; er trägt eine Mitra, unter der der Kopf sehr klein und eingefallen wirkt. Die Züge des Verstorbenen sind in den Live-Fernsehbildern nicht richtig zu erkennen; was man wahrnimmt, ist ein altes, blasses Gesicht, dem ein langer Todeskampf anzusehen ist. Berlusconi begrüßte die polnischen Schwestern aus dem Haushalt des verstorbenen Papstes; auch der Sekretär des Verstorbenen, Erzbischof Stanislao Dziwisz, war kurz zu sehen. Dziwisz wirkt übernächtigt, aber gelassen; nach Medienberichten hat er dem Papst während seines Todes die Hand gehalten. Betend in der ersten Reihe: der deutsche Kurienbischof Josef Clemens vom päpstlichen Laienrat. Fernsehbilder zeigten auch Vatikan-Kardinal Joseph Ratzinger, den Dekan des Kardinalskollegiums.

Die Anwesenden sprachen ein kurzes Gebet vor dem aufgebahrten Papst. Der Camerlengo der Kirche, Kardinal Martinez Somalo, entzündete eine Osterkerze am aufgebahrten Leichnam und inzensierte ihn mit Weihrauch. Neben dem Papst steht das Kruzifix, das Johannes Paul II. am Karfreitag bei einer Live-Zuschaltung in Händen gehalten hatte.
(rv 03.04.05 sk)