Auch am Kölner Dom wurde in der Nacht gebetet. Papst Johannes Paul II. war "das moralische
und ethische Rückgrat der Menschheit", so die Würdigung Kardinal Joachim Meisners
in seinem Hirtenwort, das er noch in der Nacht die Gläubigen im Erzbistum richtete.
Der Tod Johannes Pauls geht Meisner persönlich sehr nahe: "Wir müssen leider
die traurige Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass wir keinen Papst mehr haben. Und der
Erzbischof von Köln muss sagen, dass er eigentlich keinen Vater mehr hat. Ich habe
meinen Vater so früh als Kind verloren, dass dieser Papst für mich nicht nur Bruder
und Weggefährte war, sonder er war mir wirklich ein Vater. Ich stehe jetzt vor einem
großen Loch, vor einer großen Leere. Und dieser Papst in seiner ganzen Persönlichkeit
hat ein so großes Vakuum hinterlassen, dass einem direkt schwindlig werden kann." Die
Todesnachricht hatte den Kardinal beim Kofferpacken erreicht. Noch am Sonntag Nachmittag
wird er nach Rom reisen. Und bei allem Schmerz - Christen dürften nicht in "unösterliche
Trauer" verfallen, sondern die Freude des Ostersonntags in sich tragen: Natürlich
müssen wir immer wieder Gott dankbar sein, dass er sein großartiges Leben als Christ,
als Priester, als Bischof und als Papst gerade gekrönt hat mit einem tapferen Sterben
in der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Da kann ich wirklich nur sagen: Ende
gut, alles gut. Und wir können uns zu diesem Papst gratulieren. Der hat uns ein Vermächtnis
hinterlassen, von dem wir in Zukunft lange lange zehren können. (rv 03.04.05
bp)