Zigtausende von Menschen haben heute Vormittag auf dem Petersplatz an einer Messe
für den verstorbenen Papst teilgenommen. Unter den Betern waren auch Italiens Präsident
Carlo Azeglio Ciampi und Regierungschef Silvio Berlusconi. In seiner Predigt nannte
Kardinal Angelo Sodano, der die Messe zelebrierte, den Verstorbenen "Johannes Paul
den Großen". Bei den Menschen auf dem Petersplatz waren viele bewegte Gesichter zu
sehen, polnische Fahnen bestimmten das Bild. Unter den zahlreichen Kardinälen war
auch Kardinalvikar Camillo Ruini, der heute in einer gesonderten Erklärung des Tod
des Papstes bekanntgab - so wie das Kirchenrecht das vorsieht. Hier sind die wichtigsten
Zitate aus der Predigt von Kardinal Sodano: "Es stimmt - unser Herz ist von einer
traurigen Nachricht bewegt. Unser Vater und Hirte Johannes Paul II. hat uns verlassen.
Aber in all diesen 26 Jahren hat er uns immer eingeladen, auf Christus zu schauen,
den einzigen Grund unserer Hoffnung. 26 Jahre lang hat er das Evangelium der christlichen
Hoffnung auf alle Plätze der Welt getragen und alle gelehrt, dass unser Tod nur ein
Übergang in die himmlische Heimat ist. Da ist unsere ewige Bestimmung, wo Gott unser
Vater uns erwartet. Bei uns Christen verwandelt sich der Schmerz gleich in eine
tiefe Gelassenheit. Das kommt von unserem Glauben... Natürlich vergießen wir jetzt
Tränen im Moment des Abschieds, aber wie Paulus sagt: Wir sollen nicht trauern wie
die, die keine Hoffnung haben (1 Ts 4,13). Heben wir den Kopf und schauen nach vorne
und nach oben! Während wir heute den Papst beweinen, der uns verlassen hat, öffnen
wir unser Herz der Vision unserer ewigen Bestimmung. Heute ist das Fest der Göttlichen
Barmherzigkeit, das Papst Johannes Paul II. selbst eingeführt hat. Der Papst lädt
uns ein, auf den barmherzigen Vater zu schauen. Und auf Maria, die Mutter der Barmherzigkeit,
die den Herrn lobt. Unser geliebter Papst hat die Kirche von heute aufgerufen,
ein Haus der Barmherzigkeit zu sein,um alle aufzunehmen, die Hilfe, Vergeben und Liebe
brauchen. Wie oft hat der Papst in diesen 26 Jahren wiederholt, dass die Beziehungen
zwischen Menschen und Völkern sich nur auf Gerechtigkeit gründen können - dass sie
aber vervollkommnet werden müssen durch die barmherzige Liebe, die in der christlichen
Botschaft typisch ist. Heute, in der Vigil des Barmherzigkeits-Sonntags, ist der
Engel des Herrn in diesen historischen Apostolischen Palast gekommen und hat seinem
guten und treuen Diener gesagt: "Tritt ein in die Freude deines Herrn!” (cfr Mt 25,21). Vom
Himmel sieht er uns immer und hilft uns, diese "Schwelle der Hoffnung zu überschreiten",
von der er so oft gesprochen hat. Diese seine Botschaft bleibt für immer eingeschrieben
ins Herz der Menschen von heute. Johannes Paul II. wiederholt allen noch einmal die
Worte Christi: "Der Menschensohn ist nicht zur Welt gekommen, um zu richten, sondern
um sie zu retten" (cfr Joh 3,17). Johannes Paul hat in der Welt dieses Evangelium
der Rettung verbreitet. Er lädt die ganze Kirche ein, sich über den Menschen von heute
zu beugen und ihn zu umarmen und aufzurichten mit verzeihender Liebe. Nehmen wir diese
Botschaft auf! Und unserem unvergeßlichen Vater sagen wir mit den Worten der Liturgie:
"Mögen die Engel dich ins Paradies geleiten!" Möge dich ein festlicher Chor empfangen
uns in die Heilige Stadt geleiten, ins Himmlische Jerusalem, damit du dort eine ewige
Ruhe hast!" (rv 03.04.05 sk)