Der deutsche Vatikan-Kardinal Walter Kasper, Leiter des päpstlichen Ökumene-Rats,
fühlt nach dem Tod des Papstes "vor allem Dankbarkeit". Das sagte er kurz nach Bekanntwerden
des Todes von Johannes Paul II. im Gespräch mit Radio Vatikan. Er habe die Meldung
durch Anrufe von Freunden erfahren und dann gleich das Fernsehen eingeschaltet, so
Kasper. An den Papst erinnert er sich als "eine Persönlichkeit, der die Ökumene ein
Grundanliegen des ganzen Pontifikates war. Das habe ich auch bei unserer letzten Begegnung
vor einigen Wochen gespürt, als ich mit altorientalischen Christen bei ihm war." Mit
dem Papst habe man bis zuletzt gut reden können, so Kasper; Johannes Paul habe zwar
immer seine eigene Meinung sehr deutlich gemacht, aber gut zugehört und auch andere
Ansichten gelten lassen. "Ich bin dem Papst das erste Mal begegnet, als er noch junger
Bischof war - bei einem Kongreß hier in Rom. Ich erinnere mich, dass ich damals zu
meiner leiblichen Schwester, mit der ich zusammen wohnte, gesagt habe: So stelle ich
mir einen nachkonziliaren Bischof vor." Das Erbe, das der Papst hinterlasse, sei
"ein eindeutiger Wille zur Ökumene. Dass es da in letzter Zeit eine gewisse Eintrübung
gegeben hat, lag nicht an ihm, sondern hängt allgemein mit der "ökumenischen Szene"
zusammen." Ein künftiger Papst müsse "vor allem ein glaubwürdiger Mensch sein, eine
glaubhafte Persönlichkeit, auch ein Seelsorger." Aus welchem Kontinent der künftige
Papst komme, sei egal. "Im Konklave geht es nicht um geographische Kriterien." (rv
02.04.05 sk)