"Türen stehen jetzt offen" - Würdigungen des Papstes
Moskaus Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, der Kardinal Bernard Agré aus Abidjan, Elfenbeinküste,
sowie Andrea Riccardi, der Gründer der römischen Basisgemeinschaft Sant Egidio, würdigen
für uns die Persönlichkeit Johannes Pauls II.
"
Er ist sehr sehr wichtig", sagt Kondrusiewicz. "Wir erinnern uns vor allem an seine
Worte zu Beginn des Pontifikats: "Öffnet die Tore für Christus." Öffnet die Türen
eurer Herzen, des politischen Systems, der Wirtschaft und so weiter. Wir sehen, dass
diese Türen jetzt offen stehen."
In besonders guter Erinnerung hat der Erzbischof eines der jüngsten Ereignisse: Papst
Johannes Paul hatte erst vor wenigen Monaten die Ikone der Muttergottes von Kazan
an Russland übergeben. "
Der Papst hat so seine Freundschaft gezeigt. Der (orthodoxe) Patriarch Alexei II.
hat sehr gut über den Papst und die katholische Kirche gesprochen, auch davon, dass
es nötig ist, dass beide Kirchen eins sind. Wir stehen in der Welt heute vor vielen
Herausforderungen, und die können wir nur gemeinsam bestehen."
Im Februar hat Moskaus Erzbischof den Papst noch in der Gemelli-Klinik besucht. Als
er vom Ernst der aktuellen Lage erfahren hat, reagierte er prompt: "
Ich habe sofort die Gläubigen, die Priester, die Ordensmänner und -frauen und das
ganze Volk Gottes dazu aufgerufen, unablässig für das Wohl des Papstes zu beten. Ich
selbst bete besonders das Gebet der Göttlichen Barmherzigkeit. Der Papst selbst hat
diesen Festtag der Göttlichen Barmherzigkeit, das wir am Sonntag feiern, eingerichtet."
Kardinal Bernard Agré, der Erzbischof von Elfenbeinküste, sagt:
"Der Heilige Vater ist für uns wirklich ein Vater. Wenn er leidet, dann leiden alle
Christen in Elfenbeinküste mit ihm. Ganz Afrika leidet mit ihm und betet für ihn.
Das haben wir an den vergangenen Kar- und Ostertagen deutlich gespürt. Da waren wir
ihm durch unser Gebet stets nahe, wir fühlten uns dazu berufen. Er ist doch drei Mal
hier bei uns in Elfenbeinküste gewesen. Die Bindungen zwischen ihm und uns waren so
stark und sind es auch jetzt....deshalb sage ich es noch mal: Wenn er leidet, leiden
wir mit ihm."
Und das sagt Andrea Riccardi, der Gründer der römischen Basisgemeine Sant´Egidio,
zum Leiden Johannes Pauls: "Wir erleben jetzt einen sehr schwierigen Moment, genau
wie wenn man vom eigenen Vater Abschied nehmen muss. Dieser Mann, der der für mehr
als 25 Jahre unser Papst war, hat die Geschichte bestimmt, er hat mehr als eine Generation
geprägt. Wie könnten wir also einen solchen Verlust einfach so hinnehmen?"
"Johannes Paul hat gerade zuletzt bewiesen, dass er ein Mann ist, der sich völlig
mit seiner Mission identifiziert. Mit seiner Berufung, mit seiner Schlichtheit und
gerade in seiner extremen Schwäche hat er eine enorme Stärke bewiesen."
"Ich glaube, Johannes Paul II. hat verkörpert, was Paul VI. in "Ecclesiam Suam" schrieb.
Dialog und Liebe zu den anderen können nicht losgelöst sein von einer tiefen Identität
- keiner ethnischen Identität, die nur äußerlich ist, sondern einer inneren Identität.
Und in diesem Sinne ist der Papst Christus auch in seiner extremen Bescheidenheit
gefolgt, denn: man darf seine Überzeugung nicht vergessen, ebenso wenig wie seinen
Glauben , aber eben auch seine Bescheidenheit nicht. Sein Sich-Klein-Fühlen, sein
sich-als-Diener fühlen."
(rv 01.04.05 sk)