Vergeblich warteten sie auf dem Petersplatz, die mehreren tausend Pilger, die heute
Mittag in Erwartung des Regina Coeli mit Papst Johannes Paul II. auf den Petersplatz
gekommen waren. Das kurze marianische Gebet, das die Osterzeit kennzeichnet, war für
heute wie für die Ostermontage in den vergangenen Jahren erwartet gewesen.
Kurz nach zwölf Uhr hieß es, das Gebet sei in keinerlei Form vorgesehen gewesen. Das
Fenster am Arbeitszimmer Johannes Pauls blieb geschlossen, auch der Samtvorhang mit
dem päpstlichen Wappen, der bei solchen Gelegenheiten normalerweise an der Fensterbank
angebracht ist, war nicht zu sehen. Derweil ist die Weltpresse voll mit Berichten
über den Segen Urbi et Orbi Johannes Pauls von gestern und mit Berichten - und Spekulationen
- über den Gesundheitszustand des Papstes. "Pilger im Vatikan weinen wegen des schweigenden
Papstes" schreibt etwa die "London Times". Der Pariser "Figaro" spricht von der Karwoche
als dem "Kalvarienberg des Papstes". Der Mailänder "Corriere della Sera" spricht
von "gebundenen Händen" des Papstes bei seinem Segen. Für die "New York Times" ist
die Stimme des Papstes nur ein "leises Flüstern"; die Hamburger Welt apostrophiert
die Feiern auf dem Petersplatz gestern mit dem Wort "dramatisch". Und "El tiempo"
aus Bogotà schreibt: "Ohne ein Wort zu sprechen bewegt der Papst unzählige Gläubige.
(rv 28. 3. 05 lw)