Wir dokumentieren hier die Osterbotschaft von Papst Johannes Paul II. für das Jahr
2005, die er bei der heutigen Eucharistiefeier von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano
verlesen ließ:
1. „Mane nobiscum, Domine! Bleibe bei uns, Herr! (vgl. Lk 24, 29). Mit diesen Worten
luden die Emmaus-Jünger den geheimnisvollen Wanderer ein, bei ihnen zu bleiben, als
der erste Tag nach dem Sabbat zu Ende ging, an dem das Unglaubliche geschehen war.
Der Verheißung gemäß
war Christus auferstanden
; dies aber wußten sie noch nicht. Doch die Worte des Wanderers auf dem Weg haben
allmählich
ihr Herz erwärmt
. Deshalb haben sie ihn eingeladen: „Bleibe bei uns.“ Als sie dann des Abends mit
ihm bei Tisch saßen,
haben sie ihn
beim „Brechen des Brotes“
erkannt
. Und plötzlich war er
verschwunden
. Vor ihnen zurückgeblieben ist
das gebrochene Brot
,und in ihrem Herzen die Süße jener
Worte
, die er gesprochen hatte.
2. Liebe Brüder und Schwestern, das
Wort
und das
Brot
der Eucharistie, Geheimnis und Geschenk von Ostern, überdauern die Jahrhunderte als
ewiges Gedächtnis der Passion, des Todes und der Auferstehung Christi! Mit allen Christen
der Welt wiederholen auch wir heute, am Ostertag, dem Hochfest der Auferstehung: Gekreuzigter
und auferstandener Jesus,
bleibe bei uns
! Bleibe bei uns, treuer Freund und sichere Stütze der Menschheit unterwegs auf den
Straßen der Zeit! Du
lebendiges Wort des Vaters
, erfülle mit Vertrauen und Hoffnung alle Menschen, die den wahren Sinn ihrer Existenz
zu begreifen suchen. Du
Brot des ewigen Lebens
, sei Nahrung dem Menschen, der hungert nach Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit und
Frieden.
3. Bleibe bei uns,
lebendiges Wort des Vaters
, und lehre uns Worte und Gesten des Friedens: Frieden für das durch dein Blut geheiligte
Land, das vom Blut so vieler unschuldiger Opfer durchtränkt ist; Frieden für die Staaten
des Nahen Ostens und Afrikas, denn auch dort dauert das Blutvergießen an; Frieden
für die ganze Menschheit, die immerzu der Gefahr der Bruderkriege ausgesetzt ist.
Bleibe bei uns,
Brot des ewigen Lebens
, das gebrochen und den Tischgenossen gereicht wird: Gib auch uns die Kraft zu großzügiger
Solidarität mit den vielen, die auch heute noch leiden und an Elend und Hunger sterben,
die durch tödliche Epidemien dezimiert oder durch ungeheure Naturkatastrophen niedergestreckt
werden. Durch die Kraft deiner Auferstehung mögen auch sie des neuen Lebens teilhaftig
werden.
4. Auch wir Männer und Frauen des Dritten Jahrtausends brauchen dich, den auferstandenen
Herrn! Bleibe bei uns heute und bis zum Ende der Zeiten. Mach, daß der materielle
Fortschritt der Völker niemals die geistigen Werte verdunkelt, die die Seele ihrer
Kultur sind. Hilf uns, wir bitten dich, auf unserem Weg. An dich glauben wir, auf
dich hoffen wir, denn du allein hast Worte des ewigen Lebens (vgl. Joh 6, 68). Mane
nobiscum, Domine! Halleluja!
(rv 27. 3. 05 lw)