Sie fand ohne Papst Johannes Paul II. statt - die Abendmahlsmesse im Petersdom. In
Vertretung des kranken Papstes zelebrierte Kardinal Alfonso Lopez Trujillo, der Präsident
des Päpstlichen Familienrates die Heilige Messe. In seiner Predigt verurteilte der
Kardinal Terrorismus und Gewalt im Namen Gottes. Die Eucharistie, deren Stiftung am
Gründonnerstag gedacht wird, zeige die Universalität des Heils für alle Menschen:
„Der Leib und das Blut Christi sind hingegeben für das Heil des Menschen, des
ganzen
Menschen und
aller
Menschen. Dieses Heil ist
integral
und gleichzeitig
universal
, damit es keinen Menschen gibt, der — wenn nicht durch einen freien Akt der Ablehnung
— von der Heilsmacht des Blutes Christi ausgeschlossen bliebe. Vor diesem großen Geheimnis
versteht man, warum es ein Skandal ist, dass jene, die sich Christen nennen, jene
Liebe mit Gewalt, Feindschaft und die Verachtung der Ärmsten verraten; es ist ein
Missbrauch, den Namen Gottes anrufend oder im Namen Gottes Hass, Konflikte und Terrorismus
zu säen."
Aus der Eucharistie folgten, so der Kardinal weiter, auch direkte Imperative für die
Menschheit:
"Die Eucharistie erweitert das Herz der ganzen Menschheitsfamilie für die Armen und
Bedürftigen, die das Recht auf eine „Globalisierung der Solidarität“ haben und auf
die Anerkennung und den Respekt der Menschenrechte und der Rechte der Familie, die
grundlegend sind. Die Schwächsten, Unschuldigen, Verteidigungslosen, Kranken sind
oft als wenig zählend angesehen. Der Mensch ist nicht der Erbauer des Lebens und kann
jenes wertvolle Geschenk nicht verneinen. Wir können nicht das hassen, was Gott liebt."
Papst Johannes Paul II. verfolgte die Feier im Petersdom in seiner Wohnung über das
Fernsehen. Zu Beginn ließ er aber eine kurze Botschaft verlesen, in der er sich an
die Gemeinde wandte:
"Mit dem Sinn und dem Herzen bin ich euch nahe, die ihr am Grab des Apostels Petrus
für die heilige Messe „in Coena Domini“ versammelt seid."
Der Papst unterstrich die doppelte Bedeutung der Feier am Gründonnerstag - die Stiftung
der Eucharistie und die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern, die dann Kardinal Lopez
Trujillo auch zeichenhaft an 12 Priestern nachvollzog.
Heute Nachmittag lässt sich Papst Johannes Paul II. vom päpstlichen Großpönitentiar,
Kardinal James Stafford, vertreten. Heute Abend zur traditionellen Kreuzwegandacht
am Kolosseum wird erwartet, dass der Papst in einer Videoschaltung aus seiner Wohnung
zu sehen sein wird. Für diesen Zweck wurden am Kolosseum bereits große Video-Leinwände
aufgestellt. Wann und wie lange der Papst zu sehen sein wird, ist derweil noch völlig
offen. Für den Beginn der Feier hat der Papst eine eigene kurze Botschaft verfasst,
die am Anfang des Kreuzwegs verlesen werden wird. Der Patriarch von Venedig, Kardinal
Angelo Scola, betonte unterdessen, dass es für den Papst wohl einen "großen Verzicht"
darstelle, dass er heute Abend am Kolosseum nicht anwesend sein wird. Die Texte zum
diesjährigen Kreuzweg hat Kardinal Joseph Ratzinger geschrieben; deshalb ist dieses
Jahr auch zum ersten Mal das Textheft für die Andacht zweisprachig; das deutsche Original
ist dort ebenso abgedruckt wie die italienische Übersetzung. Bei den ersten beiden
und der letzten Station wird Kardinalvikar Camillo Ruini das Kreuz tragen, bei den
restlichen Stationen Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde. Radio Vatikan überträgt
den Kreuzweg live und mit deutschem Kommentar. Sie hören uns ab 21 Uhr 05 auf Kurzwelle
7250 kHz, außerdem über Radio Horeb, Radio Maria sowie über die Fernsehsender EWTN-TV
und Kephas-TV.
(rv 25. 3. 05 lw)