2005-03-16 10:49:59

Vatikan: Kein Boykott von "Sakrileg"


Der Vatikan ruft nicht zu einem Boykott des Bestsellers "Sakrileg" von Dan Brown auf. Er hat sich zu dem "Da Vinci Code" - so der Originaltitel - noch nicht einmal geäußert. Medienberichte, die von einem Vatikan-Aufruf zum Boykott sprechen, beziehen sich dagegen auf den Erzbischof von Genua, Kardinal Tarcisio Bertone. Dieser veranstaltet heute abend eine Konferenz zum Thema "Sakrileg" mit dem Titel "Geschichten, nicht Geschichte". Allerdings hat auch Kardinal Bertone nicht zu einem richtiggehenden "Boykott" des Buches aufgerufen.
In einem Interview wies der langjährige Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation aber "Falschheiten" zurück, die der erfundenen Geschichte des Bestsellers zugrundeliegen. So erwecke das Werk den Eindruck, als habe Jesus einen Sohn gezeugt und sei in den Armen von Maria Magdalena gestorben. Eine Geheimorganisation, zu der auch die Templer gehörten, habe dieses Wissen weitergegeben, und heute gehe das Opus Dei gegen alle vor, die an das Geheimwissen herankämen. Für den Kardinal sind das absurde Konstruktionen aus dem 19. Jahrhundert, die heute vor allem bei US-Protestanten noch en vogue seien. Die Kirche müsse diese Ideen, die jetzt auch der Bestseller von Dan Brown wiederkäue, klar zurückweisen. Ein Aufruf zum Boykott ist das aber nicht - erst recht nicht eine Stellungnahme des Vatikans.
"Ich bin wirklich erstaunt, dass ein Buch mit so vielen Ungenauigkeiten und unzähligen Falschheiten so einen Erfolg haben kann", so Kardinal Bertone. "Die weltweite Verbreitung des Buches hängt direkt mit der Ignoranz zusammen, die die elementarsten Fakten von Geschichte und Religion betrifft." Er hoffe, dass vor allem junge Leute den historischen Thriller nicht für bare Münze nähmen.
Gegenüber Radio Vatikan meinte der Kardinal: "Uns ist klargeworden, wie verbreitet dieses Buch in den Schulen ist, und darum setzen wir jetzt auf eine klare Sprache und auf eine offene, entschiedene Konfrontation in der Öffentlichkeit. Dieses Buch ist voller Lügen, und ich glaube, hinter seinem großen Erfolg steckt eine Strategie. Offenbar hat der Einfluß, den der Papst nach dem Heiligen Jahr auf die Weltöffentlichkeit hatte, viele gestört. Da sind sogar die katholischen Buchhandlungen mit einer außergewöhnlichen Marketing-Strategie angegangen worden. Ich empfehle, den "Da-Vinci-Code" nicht zu lesen und auch nicht zu kaufen."
Der Thriller des US-Bestsellerautors Dan Brown wurde seit seinem Erscheinen im März 2003 weltweit bereits 25 Millionen Mal verkauft. Brown selbst betont, er habe einen Roman geschrieben und damit ein fiktionales Werk. Eine Filmversion von "Sakrileg" soll im kommenden Jahr mit Tom Hanks und Audrey Tatou in die Kinos kommen.
(rv 16.03.05 sk)







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