Kardinal Georg Sterzinsky von Berlin nennt den in der Hauptstadt geplanten "Werteunterricht"
verfassungswidrig. Er will in Sachen Religionsunterricht die Politik der stillen Zusammenarbeit
mit den Behörden aufgeben und öffentlich gegen ein obligatorisches interkulturelles
Schulfach in Berlin vorgehen. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
SPD und PDS planen nach dem Eindruck des Kardinals offenbar, "Religion zu neutralisieren"
oder das, was im Religionsunterricht gelehrt werde, zu "relativieren". Das widerspreche
aber der Religionsfreiheit, so Kardinal Sterzinsky. Und wörtlich: "Einen verfassungswidrigen
Unterricht dulden wir nicht." Er kündigte an, in dieser Frage mit der evangelischen
Kirche gemeinsam vorzugehen.
Die Berliner PDS-Fraktion will heute beschließen, dass nächstes Jahr ein neues Pflichtfach
namens "Interkulturelle Bildung" eingeführt wird. Es soll ab der 7. Klasse Wissen
über fremde Kulturen und Religionen vermitteln. Religion ist im Land Berlin kein ordentliches
Schulfach; Schüler können aber freiwillig an Religionsunterricht teilnehmen. Den Kardinal
erinnert das an die Nazi-Zeit und die DDR - das "kann uns nicht zufriedenstellen."
Er ärgert sich auch darüber, von den Plänen der rot-roten Koalition erst aus der Presse
erfahren zu haben; das widerspreche einer Abmachung.
(faz 15.03.05 sk)