2005-03-07 13:29:16

Uganda: Kirche unter Druck


Der Frieden muß noch ein bißchen warten in Norduganda. Auch nach zwanzig Jahren Bürgerkrieg haben die Regierung und die Rebellen im Norden die Friedensgespräche ziemlich lustlos geführt. Jetzt sprechen wieder die Waffen, kommt es auch wieder zu Massakern an Unschuldigen. Wir sprachen mit einem Laien-Missionar - nennen wir ihn Joseph -, der in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt arbeitet.
"Es gibt zwei Probleme. Zunächst die Rebellen, die wieder angreifen und töten. Dann die Regierung, genauer das Militär, das mittlerweile die katholische Kirche angreift. Besonders bedroht ist Pater Carlos Rodriguez, dem gerade wieder mit seiner Verhaftung gedroht worden ist. Sie hatten ihn schon 2002 mal verhaftet, und letztes Jahr versuchten sie ihn auszuweisen, was aber nicht geklappt hat."
Warum dieser Druck auf Pater Carlos?
"Er ist der Sekretär der Gruppe für Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Gulu. Also derjenige, der Menschenrechtsverletzungen anprangert. Der Grund für die neuen Angriffe ist ein Bericht von Kofi Annan vor ein paar Tagen; darin steht, dass auch das staatliche Heer Kindersoldaten hat. Das hat Carlos bestätigt und Beweise dafür vorgelegt. Jetzt fürchten sie, dass sogar die UNO irgendwelche Sanktionen gegen die ugandische Regierung beschließen könnte."
Und ist da jetzt die ganze Kirche bedroht oder nur Pater Carlos?
"Die ganze Kirche. Letztes Jahr haben die Bischöfe im April einen Hirtenbrief geschrieben. Darin steht, dass sie eine Änderung der Verfassung ablehnen. Dadurch könnte der Präsident dann nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren. Seit dem Moment steht die Kirche unter Beobachtung. Man versucht, sie zu diskreditieren. Man versucht, Priester als Kollaborateure der Rebellen hinzustellen. Das Klima der Feindschaft kann man regelrecht atmen."
Wie lange hält es schon an?
"Ich würde sagen - ein Jahr, in dieser Stärke. Historisch gesehen versucht man die Kirche schon seit der Unabhängigkeit, seit 1962, an den Rand zu drängen."
Warum haben jetzt die Kämpfe in Nord-Uganda wieder angefangen?
"Weil Präsident Museveni den Waffenstillstand beendet, bzw. nicht mehr verlängert hat. Während dieses Waffenstillstands wäre ein Friedensabkommen zumindest möglich gewesen - jetzt haben wir wieder offene Feindseligkeiten."
Wie reagiert die Bevölkerung darauf?
"Mit Angst, mit Leid und Erschöpfung. Denn der Krieg dauert jetzt schon neunzehn Jahre."
(rv 07.03.05 sk)







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