Der Frieden muß noch ein bißchen warten in Norduganda. Auch nach zwanzig Jahren Bürgerkrieg
haben die Regierung und die Rebellen im Norden die Friedensgespräche ziemlich lustlos
geführt. Jetzt sprechen wieder die Waffen, kommt es auch wieder zu Massakern an Unschuldigen.
Wir sprachen mit einem Laien-Missionar - nennen wir ihn Joseph -, der in einer der
gefährlichsten Gegenden der Welt arbeitet.
"Es gibt zwei Probleme. Zunächst die Rebellen, die wieder angreifen und töten. Dann
die Regierung, genauer das Militär, das mittlerweile die katholische Kirche angreift.
Besonders bedroht ist Pater Carlos Rodriguez, dem gerade wieder mit seiner Verhaftung
gedroht worden ist. Sie hatten ihn schon 2002 mal verhaftet, und letztes Jahr versuchten
sie ihn auszuweisen, was aber nicht geklappt hat."
Warum dieser Druck auf Pater Carlos?
"Er ist der Sekretär der Gruppe für Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Gulu. Also
derjenige, der Menschenrechtsverletzungen anprangert. Der Grund für die neuen Angriffe
ist ein Bericht von Kofi Annan vor ein paar Tagen; darin steht, dass auch das staatliche
Heer Kindersoldaten hat. Das hat Carlos bestätigt und Beweise dafür vorgelegt. Jetzt
fürchten sie, dass sogar die UNO irgendwelche Sanktionen gegen die ugandische Regierung
beschließen könnte."
Und ist da jetzt die ganze Kirche bedroht oder nur Pater Carlos?
"Die ganze Kirche. Letztes Jahr haben die Bischöfe im April einen Hirtenbrief geschrieben.
Darin steht, dass sie eine Änderung der Verfassung ablehnen. Dadurch könnte der Präsident
dann nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren. Seit dem Moment steht die Kirche
unter Beobachtung. Man versucht, sie zu diskreditieren. Man versucht, Priester als
Kollaborateure der Rebellen hinzustellen. Das Klima der Feindschaft kann man regelrecht
atmen."
Wie lange hält es schon an?
"Ich würde sagen - ein Jahr, in dieser Stärke. Historisch gesehen versucht man die
Kirche schon seit der Unabhängigkeit, seit 1962, an den Rand zu drängen."
Warum haben jetzt die Kämpfe in Nord-Uganda wieder angefangen?
"Weil Präsident Museveni den Waffenstillstand beendet, bzw. nicht mehr verlängert
hat. Während dieses Waffenstillstands wäre ein Friedensabkommen zumindest möglich
gewesen - jetzt haben wir wieder offene Feindseligkeiten."
Wie reagiert die Bevölkerung darauf?
"Mit Angst, mit Leid und Erschöpfung. Denn der Krieg dauert jetzt schon neunzehn Jahre."
(rv 07.03.05 sk)