Der Papst erinnert die Österreicher an ihre christlichen Wurzeln und ihr christliches
Erbe. In einem Text für den neuen Wiener Botschafter beim Vatikan spielt er nur kurz
auf die österreichische Kirchen-Krise rund um das Bistum St. Pölten an.
"Nicht nur das große Glaubensfest (von Mariazell) hat in der jüngeren Vergangenheit
die katholische Identität Österreichs und seiner Einwohner aufscheinen lassen", so
Johannes Paul. "Auch der bewegende Abschied von Kardinal Franz König ... hat der Welt
wieder vor Augen geführt, dass ... ein keineswegs geringer Teil der Österreicher sich
nach wie vor im christlichen Glauben verankert weiß." Das gelte, so der Text des Papstes
wörtlich, "trotz mancher kritischer Fragen an die Kirche und des starken Säkularisierungsschubs".
Wiens neuer Mann am Vatikan, Helmut Türk, überreichte heute sein Beglaubigungsschreiben
nicht dem Papst selbst, sondern dem Kardinalstaatssekretär - ein beispielloser Vorgang
in diesem Pontifikat. Im Redetext des Papstes, den Kardinal Sodano dann aushändigte,
drängt der Papst die Republik, "unter den Bedingungen des Heute engagiert an seine
große völkerverbindende Tradition anzuknüpfen". Wenn ihm das gelinge, "wird es in
Gegenwart und Zukunft Europa und der Welt viel zu geben haben". So könne Österreich
etwa in der EU - "im Zusammenspiel mit anderen Nationen katholischer Prägung" - den
christlichen Mörtel zum Bau des europäischen Hauses beitragen. Dabei setzt der polnische
Papst nicht nur auf die ÖVP, sondern auf "all jene Politiker, die sich - ganz unabhängig
von der eigenen Parteizugehörigkeit - christlich-sozialen Werten verpflichtet wissen".
Johannes Paul lobt die "bewährte und fruchtbare Partnerschaft von Staat und Kirche"
in Österreich und familienfreundliche Maßnahmen der Regierung. Ansonsten drängt er
die Politik zu einem Signal in Richtung "Ja zu Kindern".
(rv 07.03.05 sk)