Vatikan: Jüdisch-christliche Pilgerradlfahrt von Rom nach Jerusalem
Neben all den Gläubigen, Touristen und Journalisten war auch eine andere Gruppe heute
auf dem Petersplatz: Mit Fahrrädern bewaffnet standen da die Mitglieder einer jüdisch-christlichen
Radwallfahrt. Heute starteten diese auf dem Petersplatz ihre Tour, die sie in mehreren
Etappen bis zur Klagemauer in Jerusalem bringen soll - eine Achse zwischen den beiden
größten Heiligtümern des Christen- bzw. des Judentums, erklärt Edward Kessler, der
Gründer des Zentrums für jüdisch-christliche Studien in Oxford. Was gäbe es für ein
besseres Mittel, als den Pilgerweg zwischen Vatikan und Klagemauer, sagt er:
"Wir sind 19 Radfahrer, die losfahren, und hoffentlich sind es auch 19 Leute, die
dann in Jerusalem ankommen werden. Es ist eine Mischung aus Christen und Juden, Junge
und Alte, Frauen und Männer; vor allem sind wir aus England. Viele von uns arbeiten
an der Universität von Cambridge, wo sich das einzige Zentrum für das Studium christlich-jüdischer
Beziehungen in Europa befindet. Wir dachten, es sei eine gute Idee, eine Gruppe zusammenzubringen,
die miteinander studiert und betet und sich auf den Pilgerweg nach Jerusalem macht."
In mehreren Etappen sind die interreligiösen Radler nun unterwegs: Von Rom nach Bari,
von dort mit dem Schiff nach Griechenland, per Rad bis nach Athen und dann mit dem
Flugzeug nach Israel, wo sie dann von Beerschaba aus durch die Wüste bis nach Jerusalem
radeln. Zwei Botschaften hätten die Fahrradfahrer im Gepäck, sagt Edward Kessler:
"Zuerst einmal: Dialog zwischen zwei Glaubensrichtungen ist kein Luxus, er ist
eine Notwendigkeit. Und zweitens: Gemeinsam können Juden und Christen das schaffen,
was wir Juden "Heilung der Welt" nennen, und was meine christlichen Freunde "Gottes
Reich auf Erden" nennen."
Eine beeindruckende Initiative des interreligiösen Dialogs, das sagt auch Salesianerpater
Norbert Hofmann von der päpstlichen Kommission für den Dialog mit dem Judentum. Er
wird selbst auch die erste Etappe mit den Pilgern unterwegs sein:
"Juden und Christen können gemeinsam unterwegs sein, sie sind Freunde geworden
im Laufe der letzten vierzig Jahre. Das Konzilsdokument "Nostra Aetate" über den jüdisch-christlichen
Dialog ist vor vierzig Jahren verabschiedet worden. Diese Radtour ist ein sichtbares
Zeichen dafür, dass in diesen vierzig Jahren viel gewachsen ist an jüdisch-christlicher
Verständigung."
(rv 27. 2. 05 lw)