Papst Johannes Paul II. ist erneut in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert worden.
Grund ist ein "Rückfall in die Grippe" und akute Atembeschwerden, wie sie ihn schon
Anfang des Monats zu einem Klinik-Aufenthalt gezwungen hatten. Seit gestern Nachmittag
sind die Symptome wieder verstärkt aufgetreten, so die offizielle Erklärung von Vatikan-Sprecher
Joaquin Navarro-Valls heute Vormittag. Er sprach von „weiteren Gesundheits-Checks“
und „nötigen Behandlungen durch Spezialisten“ und kündigte ein ärztliches Bulletin
für morgen mittag an.
Der Papst hat eine Atemschwäche wie schon vor drei Wochen erlitten, sickerte aus dem
Krankenhaus durch. Eine Intubation, also das Einführen eines Schlauches in die Atemwege,
war vorerst nicht nötig; Johannes Paul habe auch zu keiner Zeit das Bewußtsein verloren.
Die Agentur adn-kronos berichtet, dass in den frühen Morgenstunden ein Team von Kardiologen
in den Vatikan gerufen worden sei. Diese hätten die sofortige Einlieferung des Papstes
empfohlen.
Gegen 11 Uhr 30 am Vormittag brachte ein Vatikan-Krankenwagen Johannes Paul in die
Klinik. Die Nachricht kam auch für Papst-Mitarbeiter überraschend. Johannes Paul war
erst vor zwei Wochen aus der Gemelli-Klinik in den Vatikan zurück gekehrt. Bei der
gestrigen Live-Schaltung zur Generalaudienz wirkte seine Atmung sehr mühsam. Das Konsistorium,
das der Papst heute zur bevorstehenden Heiligsprechung von fünf herausragenden Christen
angesetzt hatte, leitete an seiner Stelle Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano. Der
Papst entschuldigte sich schriftlich für sein Fehlen.
Weltweit wird für Johannes Paul gebetet. "Gott gebe dem Papst Kraft und Gesundheit",
bat Vatikan-Kardinal Joseph Ratzinger bei einer Messfeier in Mailand. Trotz des Regens
versammelten sich Gläubige auf dem römischen Petersplatz zum Gebet. US-Präsident George
Bush (vom slowakischen Preßburg aus) und Italiens Präsident Carlo Azeglio Ciampi ließen
dem Papst gute Besserung ausrichten. Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter sagte
heute vor Dekanen, er bitte darum, den Papst in seiner Krankheit im Gebet zu begleiten
und ihm so beizustehen.
In Italien äußerten sich viele Kirchenleute und Politiker zur erneuten Einlieferung
Johannes Pauls in die Gemelli-Klinik. Kardinal Camillo Ruini drängte seitens der Bischofskonferenz
"alle Pfarreien, alle Gemeinschaften, alle Bewegungen". Sie sollten sich im Gebet
bei Maria für den Papst verwenden. Oppositionsführer Romano Prodi, der frühere EU-Chef,
verbreitet, er sei "sehr besorgt" über den Gesundheitszustand des Papstes. Der mehrfache
Ministerpräsident Giulio Andreotti versprach sein Gebet. Auch in Moscheen in mehreren
italienischen Städten soll morgen für die Gesundheit Johannes Pauls gebetet werden.
Die Bischöfe in der polnischen Heimat des Papstes "drücken ihm die Daumen und beten
für ihn". Das sagt Pater Jozef Kloch, Sprecher der Bischofskonferenz. Im staatlichen
Radio meinte er aber, in Rom herrsche nun mal gerade eine Grippe-Epidemie. "Da muß
man sich nicht wundern, wenn das auch den Papst wieder mal erwischt." Johannes Paul
habe einen starken Organismus, so der Bischofs-Sprecher weiter.
(rv/ag 24.02.05 sk)