Die orthodoxe Kirche von Griechenland ist um Schadensbegrenzung in dem Skandal bemüht,
der sie im Moment bis in die höchsten Ebenen erschüttert. Der Erzbischof von Athen,
Christodoulos, verordnet seiner Kirche nun einen „Reinigungsprozess“. In den vergangenen
Wochen waren eine Reihe von Affären rund um Korruption, Antiquitätenschmuggel und
unerlaubte Sexaffären von griechisch-orthodoxen Priestern und Würdenträger aufgeflogen.
Den beschuldigten Priestern solle ein rascher kirchengerichtlicher Prozess unter Anwesenheit
eines Laienanwalts gemacht werden, betonte Christodoulos am Ende des ersten Tag einer
eilig einberufenen Sondersitzung des Heiligen Synods in Athen. Im Fall von Verstößen
sollten Laien auch bei den Versammlungen des Heiligen Synods zugelassen werden. Außerdem
will Christodoulos in jedem Bistum einen Finanzaufsichtsrat schaffen. Das Maßnahmenpaket
des Oberhauptes reicht bis hin zum persönlichen Auftreten der Würdenträger: Diese
sollen in Zukunft schlichtere Priestergewänder tragen und keine Geschenke mehr annehmen
dürfen.
Christodoulos sieht in dem Aufflammen der Skandale eine „konzertierte Aktion“ mit
dem Ziel, das Terrain für die Trennung zwischen Kirche und Staat vorzubereiten. In
diesem Zusammenhang kritisierte der Athener Erzbischof auch die konservative griechische
Regierung, die seiner Ansicht nach "Ungeduld" gegen die griechisch- orthodoxe Hierarchie
an den Tag legt.
(afp 19.02.05 gs)