Deutschland: Lehmann nimmt im Visa-Skandal Stellung
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann,
hat sich zum deutschen Visa-Skandal geäußert. Durch die laxe Vergabe von Visa vor
allem in der Deutschen Botschaft in der Ukraine sind augenscheinlich auch Kriminelle
sehr leicht an Einreisevisa nach Deutschland und damit in die Europäische Union gekommen.
Lehmann bezeichnete diese Vorgänge am Rande der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
gegenüber Radio Vatikan als schädlich für den Gedanken des Austausches von Menschen
verschiedener Länder:
„Wir haben da keine offizielle Position von Seiten der Kirche. Aber ich denke,
es sind zwei Punkte, die da miteinander in Konflikt gekommen sind: Auf der einen Seite
habe ich Verständnis dafür, dass wir den Aufenthalt von Menschen, besonders wenn sie
bei uns Arbeit oder einen Ausbildungsplatz finden, erleichtern und ihnen insofern
auch den Zugang zum Land ermöglichen. Auf der anderen Seite darf das auf gar keinen
Fall dazu kommen, dass man in einer letztlich ungerechten Weise Bevorzugungen ausspricht
aus zum Teil nicht sehr sorgfältig recherchierten Entscheidungen heraus. Wenn sich
herausstellt, dass Menschen Kriminelle sind oder als Zwangsprostituierte missbraucht
werden, dann ist das sicherlich eine Verhaltensweise, die schädlich ist für den Gedanken
des Austausches von Menschen verschiedener Länder und verschiedener Nationen. Es ist
vor allem aber auch ungerecht.“
Was die Rücktrittsforderungen der Oppositionsparteien vor allem gegen den grünen Bundesaußenminister
Joschka Fischer sagte Lehmann, das sei ein "politisches Spiel", an dem sich die katholische
Kirche nicht beteiligen wolle.
(rv 18. 2. 05 lw)