2005-02-14 10:17:34

Portugal: Letzte Seherin von Fatima stirbt


Schwester Lucia ist tot. Die letzte noch lebende Seherin der Marienerscheinungen von Fatima starb gestern im Alter von 97 Jahren im Karmel-Kloster von Coimbra, wo sie Ordensfrau war. Die beiden Mit-Seher von Schwester Maria Lucia de Jesus, die Hirtenkinder Francisco und Jacinta Marto, hat Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 selig gesprochen. Viele Beobachter rechnen jetzt mit einem Seligsprechungsprozess auch für Schwester Lucia, so etwa der Postulator der beiden Hirtenkinder Francisco und Jacinta, Pater Lajos Kondor: "Ein solches Verfahren beginnt immer beim Volk. Und Schwester Lucia wurde schon zu Lebzeiten als Heilige betrachtet, weil die Menschen überzeugt waren, dass sie zu Gott und zur Muttergottes eine ganz besondere Beziehung hat. Deswegen haben sehr sehr viele Leute ihre Anliegen ihr anempfohlen. Durch meine Hände sind Hunderte von Briefen gegangen - und ich habe auch immer wieder Stimmen und Briefe bekommen, dass sie erhört worden sind."
Schwester Lucia wird morgen in Coimbra beigesetzt; dabei will der italienische Kardinal Tarcisio Bertone im Auftrag Johannes Pauls ein Handschreiben des Papstes überreichen. Portugals Präsident hat für morgen Staatstrauer angeordnet. In einem Jahr soll Schwester Lucias Leichnam dann nach Fatima überführt werden.
Bei den Erscheinungen in Fatima, einem kargen Bergdörfchen in Nordportugal, hatte Maria am Vorabend des Ersten Weltkriegs vor Krieg und Verwüstung gewarnt; eindringlich bat sie um Bekehrung und um eine Weihe an ihr Unbeflecktes Herz. Zu ihren Voraussagen von damals gehört, dass Russland sich bekehren werde; nach Lesart des Vatikans sagte sie - im so genannten "Dritten Geheimnis von Fatima" - auch das Attentat auf Papst Johannes Paul von 1981 voraus. Tausende von Menschen wurden am Schluß der Erscheinungen Zeugen eines Sonnenwunders.
Lucia war zum Zeitpunkt der Erscheinungen zehn Jahre alt und damit das älteste der Seherkinder. Über die Erscheinungen erstellte sie detaillierte Aufzeichnungen. Seit 1921 war sie Ordensfrau in Coimbra; Papst Johannes Paul II. hat sich mehrmals mit ihr getroffen. Unmittelbar vor ihrem Tod erhielt sie noch eine persönliche Botschaft des Papstes. Fátima ist heute einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Welt.
(rv 14.02.05 sk / gs)







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