Im Erzbistum Paris geht eine Ära zu Ende. Der Papst hat den Rücktritt von Kardinal
Jean-Marie Lustiger aus Gesundheitsgründen angenommen. Der jetzt 78-jährige Lustiger,
der wegen einer Erkrankung fast die Stimme verloren hat, war einer der ersten von
Johannes Paul II. zu Beginn seines Pontifikats ernannten Erzbischöfe und stand fast
ein Vierteljahrhundert an der Spitze von einem der wichtigsten Bistümer der Welt.
Zusammen mit dem langjährigen Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini hat er die europäische
Kirche des ausgehenden 20. Jahrhunderts wesentlich geprägt.
Lustiger stammt aus einer jüdischen Familie und ist ein markanter, charismatischer
Denker und Prediger. Zuletzt vertrat er den Papst bei den 60-Jahr-Feiern der Befreiung
des KZ Auschwitz. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört das Gesprächsbuch
"Gotteswahl".
Lustigers Nachfolger wird der bisherige Erzbischof von Tours, André Vingt-Trois. Der
63-jährige ist in Paris geboren und aufgewachsen; als Generalvikar des Erzbistums
und ab 1988 als Weihbischof stand er Lustiger lange zur Seite. Seit 1999 ist Vingt-Trois
als Nachfolger des hl. Martin Erzbischof von Tours. Der umgängliche Kirchenmann ist
derzeit auch französischer Familienbischof.
(rv 11.02.05 sk)