Der Grazer Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann rät zu einer gründlichen Aufarbeitung
der österreichischen Kirchengeschichte in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.
Man habe die ehemaligen Nationalsozialisten, „ob Täter oder nicht, für die Kirche
zurückgewinnen wollen“, sagte Liebmann bei der Tagung „Widerstand in Österreich 1938-1945“
im Wiener Parlament. Die historisch korrekte Aufarbeitung der NS-Zeit durch entsprechende
Gedenkveranstaltungen sei dabei „offensichtlich mehr hinderlich als förderlich“ gewesen.
So sei etwa der Frage nachzugehen, warum es kaum Dankgottesdienste für das Ende des
NS-Regimes gegeben habe, sondern beihnahe nur für das Ende des Krieges, oder warum
kein Bischof versucht habe, einen seiner Priester im Gefängnis zu besuchen. Liebmann
erinnerte an Forschungsergebnisse, wonach die Nazis gut 700 Priester inhaftierten
und 110 in KZs steckten. 1.500 Geistliche hatten Predigtverbot.
(kap 21.1.05 gs)