Vereinigte Staaten: Differenziertes Urteil zu zweiter Amtszeit von Bush
George W. Bush wurde gestern als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt.
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen legte er zum zweiten Mal den Amtseid auf
die Familienbibel ab. Im Land regt sich die Opposition, Umfragen zufolge glauben nur
49 Prozent der Bevölkerung, dass Bush die richtigen Konzepte mitbringt. Washingtons
Erzbischof Kardinal Edgar McCarrick ist jedoch überzeugt - mit Gottes Hilfe wird Bush
ein hervorragender Präsident werden:
Gewiss ist er ein Mann mit einer Vision, einem Programm, einer der nicht zögert.
Sein Programm ist zu einem großen Teil excellent. Nur ich denke, dass unglücklicherweise
unsere Nation dabei ist, sich zu spalten. Aber wenn es ihm gelänge, unsere verschiedenen
Staaten zu einer Einheit zu formen und die Menschen zur Zusammenarbeit zu bewegen,
dann könnte er einer der größten Präsidenten unseres Landes werden. Das ist wirklich
ein große Herausforderung für ihn. Wir müssen natürlich dafür beten, dass er das mit
Gottes Hilfe schaftt. Das Wohlergehen der Welt hängt nämlich auch von der Einheit
dieser Nation ab, von ihrem Fortschritt, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand nicht
nur den Vereinigten Staaten zu bringen, sondern allen benachbarten Staaten.
Freiheit war das zentrale Thema in Bushs Antrittsrede. Auf den Konflikt im Irak ging
er direkt nicht ein. Thomas Reese, Jesuit und Chef der Zeitschrift "America" bezeichnet
den Irakkonflikt dagegen als die Aufgabe schlechthin für Amerikas Präsidenten:
Ich glaube, dass der Irak die größte Herausforderung ist, mit der Präsident Bush
in seiner zweiten Amtszeit konfrontiert sein wird. In den Vereinigten Staaten ist
die Übereinstimmung mit seiner Politik im Hinblick auf dieses Land bereits am Schwinden.
Direkt nach der Wahl nahm die Zufriedenheit der Menschen stark ab. Es gibt viele,
die betonen, dass es ein Fehler war, im Irak einzumarschieren. Viele Amerikaner denken,
dass Bush keine Möglichkeit für einen schnellen Rückzug aus dem Irak hat und dass
er dem Land weder Frieden noch Stabilität bringen kann. Daher nimmt das Vertrauen
in ihn weiter ab.
(rv 21.01.05)