Der erste katholische Priester, der sich wegen Beihilfe zum Völkermord vor dem UN-Tribunal
für Ruanda verantworten muss, wird von einem weiteren Zeugen schwer belastet. Der
41jährige Hutu-Priester Athanase Seromba soll Extremisten seiner Volksgruppe angestiftet
haben, seine eigene Kirche mit einem Bulldozer zu zerstören. In das Gotteshaus hatten
sich zu jenem Zeitpunkt 2.000 Tutsi geflüchtet. Der Priester habe dann das Massaker
an den Menschen überwacht, sagte der Zeuge aus.
Nach einer dreimonatigen Pause ist das Gerichtsverfahren gegen den Priester in Arusha
gestern wieder aufgenommen worden. Seromba hatte sich 2002 auf öffentlichen Druck
dem Tribunal gestellt. Davor hatte er sich mehrere Jahr in Italien in der Erzdiözese
Florenz aufgehalten, wo er auch Gottesdienste zelebrieren durfte.
Bei dem Völkermord in Ruanda 1994 sind nach UN-Angaben 800.000 Tutsi und gemäßigte
Hutu ermordet worden. In den vergangenen Jahren waren mehrere Priester und Ordensleute
wegen Mitwirkung an Massakern angeklagt und zum Teil verurteilt worden.
(afp 20.1.05 gs)