Der Leiter der Abteilung Menschenrechte beim kirchlichen Missionswerk Missio ist ziemlich
enttäuscht über den kirchlichen Beitrag zur Türkei-Debatte in der EU. Vor dem EU-Gipfel
vom Dezember, der eine Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beschloss,
sei von kirchlicher Seite in den EU-Ländern wenig oder nichts gekommen. Das meinte
Otmar Oehring von "Missio", der in Ankara aufgewachsen ist, jetzt gegenüber Radio
Vatikan."Ich hätte mir insgesamt gewünscht, dass die Kirchen in Europa nicht erst
in der zweiten Jahreshälfte 2004 aufgewacht wären und sich dieses Themas mit einer
gewissen Intensität gewidmet hätten, sondern dass das schon viel früher passiert wäre." Oehring
ist aber auch mit dem Inhalt der meisten kirchlichen Aussagen zum Thema Türkei nicht
zufrieden. Am weiterführendsten seien Aussagen des Rates Europäischer Bischofskonferenzen
unter Bischof Homeyer gewesen."Aussagen nämlich, die einfach darauf abheben, dass
die Kopenhagener Kriterien nicht erfüllt sind, dass es gewisse Hausaufgaben gibt,
die die Türkei im Hinblick auf die Religionsfreiheit in der Türkei und den Rechtsstatus
der nicht-muslimischen Gruppen noch nicht erfüllt hat und noch erfüllen muß - und
dass eigentlich dann erst Beitrittsverhandlungen beginnen können. Solche Aussagen
sind hilfreich,und ich hätte mir mehr solche Aussagen gewünscht." Seine
Kritik will Oehring dieser Tage bei einem Vatikan-Treffen von kirchlichen Hilfswerken
vorbringen. Es sei noch nicht zu spät für ein deutliches Wort des Papstes in dieser
Frage, so der Missio-Experte. (rv 18.01.05 sk)