Russland: Kirchen beten gemeinsam für Menschen in Not
300 Millionen orthodoxe Christen haben gestern ihr Weihnachtsfest gefeiert: Jene,
die den orthodoxen Kirchen von Russland, Serbien, Polen und der Tschechischen Republik
angehören und den julianischen Kalender befolgen. In seiner Weihnachtsansprache erinnerte
der Patriarch von Russland, Alexej II., an das Trauma des Anschlags auf die Schule
in Beslan und betonte, dass dabei die Mehrheit der Menschen ein Beispiel großer Nächstenliebe
gegeben habe. Der katholische Erzbischof in Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz, zu den
Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Kirchen beim Feiern des Weihnachtsfestes:
"Die Orthodoxen kennen ein Adventszeit so wie wir, mit Gebet und Fasten. Das ist wirklich
sehr ähnlich. Nach diesem schwierigen Jahr, das die Geiselnahme in Beslan und weitere
schlimme Terrorakte in Russland sah, und zuletzt die Flutkatastrophe in Asien, beten
orthodoxe und katholische Kirche gemeinsam mit anderen Kirchen für die Opfer. Die
Geburt Jesu ist ein Zeichen des Erbarmen Gottes. Auch die orthodoxe Kirche will, wie
die anderen Kirchen, dieses Zeichen des Erbarmens setzen."
Für russische Christen ist Weihnachten ein besonderes Zeichen der Hoffnung, sagt der
Moskauer Erzbischof.
"Vor allem muss man sehen, dass ein Viertel der Menschen in großer Armut lebt. Trotz
dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist das russische Volk offen gegenüber dem
Wort Gottes. Unsere Kirchen sind nicht zahlreich, aber zu Weihnachten waren die gesteckt
voll. Das gleiche gilt für die orthodoxen Kirchen zu DEREN Weihnachtsfest. Das bedeutet,
die Menschen in Russland sind auf der Suche nach spirituellen und nicht nur nach materiellen
Werten. Und das ist, 70 Jahre nach Beginn der Verfolgungen, neu. Das russische Volk
braucht Hoffnung."
(rv 08.01.05 gs)