Die Polemik um Papst Pius XII. und getaufte jüdische Kinder weitet sich auf den seligen
Papst Johannes XXIII. aus. Dieser soll noch als Erzbischof 1946 empfohlen haben, getaufte
jüdische Kinder nicht an ihre Familien zurückzugeben, wenn ihre katholische Erziehung
nicht garantiert werde. Eine entsprechende Note in französischer Sprache, die bisher
Pius XII. zugeschrieben wurde, soll in Wirklichkeit von der Hand seines späteren Nachfolgers
sein. Ein französischer Historiker weist darauf hin, dass die Tagebücher von Erzbischof
Angelo Giuseppe Roncalli, später Papst Johannes, zu diesem Punkt schweigen. In der
Tageszeitung "La Croix" vermutet ein Priester, Roncalli habe damals einfach auf Anfrage
hin die damalige Position des Vatikans wiedergegeben, ohne seine eigene Meinung zu
nennen. Dagegen sagte ein Mitarbeiter der Kongregation für Heiligsprechungen in der
Zeitung "Corriere della Sera", der spätere Papst Johannes XXIII. sei eigentlich "noch
traditionalistischer als Pius XII." gewesen. Abseits aller Polemik wissen Historiker,
dass Erzbischof Roncalli zahlreichen Verfolgten des Nazi-Regimes, darunter auch vielen
Juden, geholfen hat.
(afp 05.01.05 sk)