Im Irak hat das Neue Jahr mit Erklärungen christlicher Kirchenführer begonnen, in
denen sie die Wahlen am 30. Januar begrüßen und ihre Gläubigen aufrufen, sich für
die Wählerlisten registrieren zu lassen. Aber schon das ist ein Problem. Die meisten
irakischen Christen sind heute entwurzelt. Sie hatten ihre angestammten Siedlungsgebiete
im Norden des Landes schon während der letzten Kriege verlassen und in den großen
Städten Zuflucht gesucht. In Bagdad ist das zum Teil jetzt noch der Fall. Dort, aber
nur dort, wird mit einer stärkeren christlichen Wahlbeteiligung zu rechnen sein. Aus
den anderen Städten, aus dem südlichen Basra und zuletzt auch aus Mossul, hat aber
mit dem zunehmenden Terror gegen Kirchen und Klöster, mit 60 Morden und 200 Entführungen
ein neuer Exodus eingesetzt. Viele Christen von Mossul sind in die Ruinen des alten
Niniveh geflüchtet. Dort ist es einfach ein Ding der Unmöglichkeit, sie für Wählerlisten
zu erfassen. Die orthodoxe „Assyrische Demokratische Bewegung“, an der auch chaldäische
Katholiken beteiligt sind, will in der Ebene von Niniveh zwar eine Schutzzone für
die irakischen Christen aufbauen. Bis zu den Wahlen wird das aber kaum mehr gelingen.
(rv 03.01.05.gs)