Brasilien: Kirche erneuert Kritik an Linksregierung
Die Kirche bleibt bei ihrer Skepsis gegenüber der Politik der Links-Regierung. Vor
zwei Jahren hatte der Gewerkschafter Ignacio Lula da Silva die Präsidentschaftswahl
mit dem Schlachtruf "Fome Zero" gewonnen. Das staatliche Null-Hunger-Programm ist
aber nicht nahe genug an den Bedürfnissen der Menschen, sagt Pater Cesar Moreira,
Direktor des Netzwerkes katholischer Radiosender in Brasilien.
"Das Programm wurde von Lulas Arbeiterpartei verabschiedet, die populär war und deshalb
Zuspruch unter den Wählern fand. Doch näher beim Volk, und zwar immer schon, ist Brasiliens
Kirche. Näher, als das je eine Regierung sein kann! Der Präsident lebt in seinem Regierungspalast
in der Hauptstadt. Die Kirchenleute leben unter den Menschen, jeden Tag, sie haben
realistischere und bodenständigere Vorstellungen."
Das staatliche Anti-Hunger-Programm ist schlecht organisiert, sagt Pater Moreira.
Und: Es sei eine schlechte Nachahmung des Sozialprogrammes der Bischöfe, der "Kampagne
der Brüderlichkeit".
"Das staatliche Programm wurde nicht auf alle Regionen ausgeweitet, die es nötig gehabt
hätten. Die kirchliche "Kampagne der Brüderlichkeit" ist erheblich besser strukturiert.
Alle Gemeinschaften kennen diese Aktion. Die brasilianischen Bischöfe bleiben also
bei ihrer Kritik an der Regierung, besonders in Sozialfragen. So sagte der Präsident
des Episkopates, Kardinal Majella Agnelo, die Regierung habe mit ihrer Sozialpolitik
einfach nicht alle sozialen Schichten erreicht - und damit habe sie ihr Ziel verfehlt.
Allgemein ruft die Kirche die brasilianischen Sozialeinrichtungen dazu auf, die Aktivitäten
der Regierung etwas kritischer zu sehen."
(rv 03.01.05 gs)