Bis zu zehn Jahre wird der Wiederaufbau in den 12 Ländern der Katastrophe in Süd-
und Südostasien dauern. Das hat nun UNO-Generalsekretär Kofi Annan bekannt gegeben.
Die verheerende Flut ist seiner Einschätzung nach nach die größte Katastrophe, mit
der die Vereinten Nationen jemals konfrontiert wurden. Millionen Menschen bräuchten
dringend Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente, sagte Annan. Die Hilfszusagen
aus aller Welt belaufen sich mittlerweile auf rund zwei Milliarden Dollar.
Über die Lage in Indonesien informiert der italienische Missionar Pater Silvano Laurenzi:
"In Indonesien ist die Lage unverändert von Trauer und Klagen bestimmt. Aus dem Ausland
kommen viele Hilfslieferungen. Mittlerweile konnten die Helfer zum Glück in die Stadt
Malabou auf der Westküste vordringen, die über Tage isoliert war. Langsam geht es
auch ins Landesinnere. Hier liegen überall noch Tote herum. So viele, dass sie nicht
mehr gezählt werden. Jetzt bereits kommen Leute auf uns zu, die Waisenkinder adoptieren
wollen."
Für die schwer betroffene Krisenregion Aceh sieht Pater Laurenzi aber auch einen Hoffnungsschimmer
politischer Art.
"Aceh war immer eine abgeschlossene Provinz, isoliert und kontrolliert von Soldaten.
In diesen Tagen musste sie sich zwangsläufig öffnen. In der Gefahr akzeptiert man
Hilfe von allen, die sie anbieten. Insofern regt dieses Unglück zum Nachdenken an.
Und es gibt die Möglichkeit zur Solidarität, zum Austausch zwischen den verschiedenen
Provinzen und Inseln."
Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hält sich zur Zeit in Aceh
auf. Am gestrigen 1. Jänner feierte er eine Messe in einem Flüchtlingslager in Banda
Aceh: "Einer der bewegendsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe", so der Kardinal
wörtlich. In der Stadt habe die Flut ganze Stadtteile weggewischt. Erschwert werde
die Lage durch die Anwesenheit der islamistischen Separatisten, die in Aceh einen
Gottesstaat errichten wollen. Manche islamische Prediger würden die Katastrophe als
Ausdruck des "Zorn Gottes" interpretieren - so ein Gottesbild könne aber "nicht das
letzte Wort" sein, erklärte Schönborn. Als "unberechtigt" bezeichnete der Wiener Kardinal
Vorwürfe, dass das indonesische Militär aus Sicherheitsbedenken Hilfsmaßnahmen für
die Opfer behindere.
(rv / kap 02.01.05 gs)