Die Fluten in Südasien gehen langsam zurück, zurück bleiben Verwüstung, die Gefahr
von Seuchen und Plünderungen und immer höhere Schätzungen über Tote; über 125.000
in jedem Fall. Eine genaue Opferbilanz wird es nach dem Seebeben nicht geben, da wegen
der Seuchengefahr auch viele Leichen bestattet werden, die amtlich nicht registriert
wurden. In Indonesien erreichten wir Anicetus Sinaga – den Vertreter des Erzbischofs
von Medan in der Provinzhauptstadt Banda Aceh an der Nordspitze der Insel Sumatra,
nahe des Epizentrums des Seebebens. Er beschreibt, wie Christen vor Ort von dem Unglück
überrascht wurden: "Die Situation ist sehr schlecht. Während das Hochwasser
kommt am 26. war eine Gruppe von Gläubigen zur Zelebration der Heiligen Messe versammelt.
Etwa 25 Leute sind schon versammelt. Aber plötzlich das Hochwasser kommt und alles
wurde weg getrieben."
Jetzt fehlt es an allem, an Medikamenten und Nahrungsmitteln,
die Verzweiflung der Menschen ist groß, sagt Ko-Adjutor Sinaga. Erschwerend hinzu
kommt, dass Rebellen die betroffenen Regionen kontrollieren und internationale Hilfen
die Opfer nur sehr schleppend erreichen. Und dennoch: Auch die kirchlichen Helfer
tun alles, was in ihrer Kraft steht: "Unsere Schwestern kommen zusammen, zusammen
mit den Gläubigen und sie können Leben retten." Die Kirche steht den Überlebenden
der Flutkatastrophe in Südasien zur Seite. Orden öffnen ihre Häuser für Tausende Obdachlose,
und die Bischöfe der betroffenen Regionen bitten die Weltöffentlichkeit um Hilfe. In
einem Appell an die Staatengemeinschaft forderte die Bischofskonferenz von Sri Lanka
die Öffentlichkeit dazu auf, Land und Regierung zu unterstützen. Die Folgen der Katastrophe
seien bei weitem zu schwer, um von einem Land allein aufgefangen zu werden. Ins selbe
Horn stoßen die indischen Bischöfe. Die Kirche in Indien habe ihre Hilfe allen Betroffenen
zur Verfügung gestellt, unabhängig von Konfession und Herkunft, Kirchen seien zu Notschlafstellen
umfunktioniert worden. - In Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas, beherbergen die Missionare
der Oblaten der Unbefleckten Maria 2.000 Obdachlose. Die Jesuiten haben mehr als 3.000
Obdachlosen die Türen ihrer Häuser geöffnet. Hier der Bericht des Jesuitenpaters
Michele Catalano aus Colombo. „Die Zahl der Opfer steigt immer noch. Derzeit
spricht man bei uns von 25.000 Toten und einer Million Obdachlosen. Die Überlebenden
sind wie gelähmt. Andererseits beobachten wir hier eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft,
und zwar besonders von Freiwilligen. Gestern Abend haben wir Jesuiten Essen und Wasser
gesammelt und haben sie auf den Stränden verteilt. Viele unserer Helfer sind Universitätsstudenten
aus England, Irland, Kanada. Sie sind in die betroffenen Gebiete gegangen und haben
dort Waisenkindern zu Essen gegeben, Babys gewaschen, ihren Müttern Mut zugesprochen.
Etwas, das wir immer wieder beobachten: Wenn man den Menschen hilft, fassen sie schneller
wieder Mut.“ Auch der Heilige Stuhl schickt Hilfe nach Südasien. Sein Instrument
dazu ist der päpstliche Rat „Cor Unum“. Dessen Sekretär Karel Kasteel fasst die Aktivitäten
folgendermaßen zusammen. „Nach der Beauftragung durch den Papst hat „Cor Unum“
die ersten Nothilfelieferungen an die Nuntiaturen in Indien, Thailand, Indonesien
und Sri Lanka geschickt. Das Caritas-Netz hat bereits Summen von mehr als zwei Millionen
Dollar gesammelt. Darüber hinaus schickten mehrere Caritas-Organisationen, etwa aus
Österreich, den Niederlanden und den USA, Helfer in die betroffenen Gebiete, wo sie
die Arbeit der lokalen Organisationen unterstützen. Dasselbe gilt für den Flüchtlingsdienst
der Jesuiten. Wir verfolgen diese Arbeit sehr genau, auch um dem Papst darüber zu
berichten. (rv 30.12.04 gs / hr)