Die Flutkatastrophe in Südostasien bringt nach Ansicht des Tübinger Dogmatikers Bernd
Jochen Hilberath die Theologie in Erklärungsnot. Die westliche Theologie habe die
uralte Frage nach der Gerechtigkeit Gottes vernachlässigt, sagte Hilberath heute.
Die Theologie werde durch die Flutkatastrophe wieder zu ihrer «ureigenen Sache»
gerufen, von Gott verantwortlich zu sprechen. Das unvorstellbare Leid und Elend mahne
dazu, dies nicht «zu glatt» zu tun. Antworten auf die Frage, wie Gott Katastrophen
zulassen könne, seien in der Vergangenheit immer unbefriedigend ausgefallen. Hilberath
sprach sich für eine Wiederentdeckung der Klage in der Theologie aus. Bibel und Kirchengeschichte
böten viele Beispiele dafür, wie Gott angeklagt und mit ihm gehadert wird. Von Menschen
in armen Ländern lasse sich lernen, wie trotz Mangel und Katastrophen lebendiger Glaube
möglich ist. (kna 28.12.04 sk)