Vatikan: Seligsprechung von Kardinal von Galen und Charles de Foucauld möglich
Papst Johannes Paul II. wird den früheren Bischof von Münster, Kardinal Clemens August
von Galen, und den französischen Ordensgründer Charles de Foucauld im nächsten Jahr
seligsprechen. Er erkannte heute zwei Heilungen als Wunder an, die sich auf Fürsprache
der beiden Glaubenszeugen ereignet haben sollen, und machte so den Weg für die Ehrung
im kommenden Jahr frei. Genaue Daten für die Seligsprechungen gibt es noch nicht.
Der ehemalige Münsteraner Bischof von Galen habe die Gläubigen unter Lebensgefahr
„gegen die Angriffe des Nationalsozialismus“ verteidigt, sagte der Präfekt der Selig-
und Heiligsprechungskongregation, Kardinal José Saraiva Martins bei der Verkündigung
der Seligsprechungsdekrete im Vatikan. Der 1946 gestorbene Kardinal hatte sich wiederholt
öffentlich gegen den Hitler ausgesprochen. Bereits 1934 verurteilte er in einem Hirtenbrief
das „Neuheidentum“ der Nationalsozialisten. Während des Zweiten Weltkrieges geißelte
er den unter dem Deckmantel von Wissenschaft und Euthanasie erfolgten Massenmord an
Behinderten. Kurz nachdem Papst Pius XII. den Bischof, der in seiner Heimat als "Löwe
von Münster" bekannt ist, 1946 zum Kardinal ernannte, starb von Galen an einer schweren
Krankheit.
Immer wieder sind Vorwürfe gegen den Bischof laut geworden, er habe im letzten doch
mit den Nationalsozialisten kooperiert oder sei sogar selbst von diesen Ideen beeinflusst
gewesen. Martin Hülskamp, Vize-Postulator im Seligsprechungsprozess, sagt, das sei
nicht zu halten:
Es ist heute eindeutig und auch durch Archivforschungen erwiesen, dass Galen nicht
nur kein Nazi war, auch kein Deutschnationaler, sondern er war ein eingefleischter
Zentrumsmann. Inwzischen weiß man zum Beispiel, dass Bischof Poggenburg ihn 1929 von
Berlin nach Münster als Pfarrer von Lamberti geholt hat, um den westfälischen Adel,
der damals eher deutschnational tendierte, wieder stärker an die Mitte und an das
Zentrum zu binden. Und er hat auch nicht nur beschränkt auf wenige Interventionen,
sozusagen als Selbstschutz für die Kirche gehandelt, sondern ist vom ersten Tag an
bei seiner Einführungsansprache schon kritisch in Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
gegangen.
Der französische Einsiedler Charles de Foucauld, für den ebenfalls ein Wunder anerkannt
wurde, stammte aus einer aristokratischen Familie. Er verließ seine Heimat, um zuerst
in Nazaret und dann in der algerischen Wüste mit den Tuareg zu leben. Hören Sie nun
eine kurze Einschätzung von Pater Eberhard Gemmingen zur Seligsprechung von Charles
de Foucauld:
Charels de Foucauld ist ein spirituell höchst intersssanter Mann. Vor 30 Jahren sagte
man schon, er habe eine neue Form von Ordensleben geschaffen, auch wenn er selbst
gar keine Gemeinschaft gegründet hat. Es es gibt eine weibliche und eine männliche
Ordensfamilie, die sich auf seine Spiritualität berufen. Foucauld ging mit seinem
geistlichen Weg durch das Mönchtum zurück gleichsam zurück zu den Menschen. Wenn die
erste Stufe im christlichen Ordensleben der Rückzug ins Kloster oder die Einsiedelei
war, die zweite Stufe die Bettelpredigt der Franziskaner und Dominikaner, die dritte
Exerzitien und Erziehung bei den Jesuiten, so ist die Stufe Foucaulds die des volligen
Eintauchens in die Welt des modernen Arbeiters, vielleicht sogar Proletariers, um
ohne Worte, nur durch das Mitleben Jesus bei den modernen, ausgebeuteten, kirchenfernen
Massen gegenwärtig zu machen. Wer immer moderne christliche Spritialität kennen lernen
will, kommt um Charles de Foucauld nicht herum.
(rv 20.12.04 lw/bg/peg)