2004-12-20 18:58:13

Vatikan: Seligsprechung von Kardinal von Galen und Charles de Foucauld möglich


Papst Johannes Paul II. wird den früheren Bischof von Münster, Kardinal Clemens August von Galen, und den französischen Ordensgründer Charles de Foucauld im nächsten Jahr seligsprechen. Er erkannte heute zwei Heilungen als Wunder an, die sich auf Fürsprache der beiden Glaubenszeugen ereignet haben sollen, und machte so den Weg für die Ehrung im kommenden Jahr frei. Genaue Daten für die Seligsprechungen gibt es noch nicht.
Der ehemalige Münsteraner Bischof von Galen habe die Gläubigen unter Lebensgefahr „gegen die Angriffe des Nationalsozialismus“ verteidigt, sagte der Präfekt der Selig- und Heiligsprechungskongregation, Kardinal José Saraiva Martins bei der Verkündigung der Seligsprechungsdekrete im Vatikan. Der 1946 gestorbene Kardinal hatte sich wiederholt öffentlich gegen den Hitler ausgesprochen. Bereits 1934 verurteilte er in einem Hirtenbrief das „Neuheidentum“ der Nationalsozialisten. Während des Zweiten Weltkrieges geißelte er den unter dem Deckmantel von Wissenschaft und Euthanasie erfolgten Massenmord an Behinderten. Kurz nachdem Papst Pius XII. den Bischof, der in seiner Heimat als "Löwe von Münster" bekannt ist, 1946 zum Kardinal ernannte, starb von Galen an einer schweren Krankheit.
Immer wieder sind Vorwürfe gegen den Bischof laut geworden, er habe im letzten doch mit den Nationalsozialisten kooperiert oder sei sogar selbst von diesen Ideen beeinflusst gewesen. Martin Hülskamp, Vize-Postulator im Seligsprechungsprozess, sagt, das sei nicht zu halten:
Es ist heute eindeutig und auch durch Archivforschungen erwiesen, dass Galen nicht nur kein Nazi war, auch kein Deutschnationaler, sondern er war ein eingefleischter Zentrumsmann. Inwzischen weiß man zum Beispiel, dass Bischof Poggenburg ihn 1929 von Berlin nach Münster als Pfarrer von Lamberti geholt hat, um den westfälischen Adel, der damals eher deutschnational tendierte, wieder stärker an die Mitte und an das Zentrum zu binden. Und er hat auch nicht nur beschränkt auf wenige Interventionen, sozusagen als Selbstschutz für die Kirche gehandelt, sondern ist vom ersten Tag an bei seiner Einführungsansprache schon kritisch in Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gegangen.
Der französische Einsiedler Charles de Foucauld, für den ebenfalls ein Wunder anerkannt wurde, stammte aus einer aristokratischen Familie. Er verließ seine Heimat, um zuerst in Nazaret und dann in der algerischen Wüste mit den Tuareg zu leben. Hören Sie nun eine kurze Einschätzung von Pater Eberhard Gemmingen zur Seligsprechung von Charles de Foucauld: Charels de Foucauld ist ein spirituell höchst intersssanter Mann. Vor 30 Jahren sagte man schon, er habe eine neue Form von Ordensleben geschaffen, auch wenn er selbst gar keine Gemeinschaft gegründet hat. Es es gibt eine weibliche und eine männliche Ordensfamilie, die sich auf seine Spiritualität berufen. Foucauld ging mit seinem geistlichen Weg durch das Mönchtum zurück gleichsam zurück zu den Menschen. Wenn die erste Stufe im christlichen Ordensleben der Rückzug ins Kloster oder die Einsiedelei war, die zweite Stufe die Bettelpredigt der Franziskaner und Dominikaner, die dritte Exerzitien und Erziehung bei den Jesuiten, so ist die Stufe Foucaulds die des volligen Eintauchens in die Welt des modernen Arbeiters, vielleicht sogar Proletariers, um ohne Worte, nur durch das Mitleben Jesus bei den modernen, ausgebeuteten, kirchenfernen Massen gegenwärtig zu machen. Wer immer moderne christliche Spritialität kennen lernen will, kommt um Charles de Foucauld nicht herum.
(rv 20.12.04 lw/bg/peg)







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