Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng hat einschneidende pastorale Maßnahmen
im Hinblick auf das Kollegiatstift Eisgarn und die "vor einigen Monaten in weltweite
Schlagzeilen geratenen Priester Prälat Ulrich Küchl und Wolfgang Rothe bekannt gegeben".
Die Propstei Eisgarn wird für das Jahr 2005 "ruhend gestellt", Küchl und Rothe müssen
2005 eine "geistliche Zeit" der Besinnung wahrnehmen. Rothe wurde von seinen Ämtern
als Bischöflicher Sekretär, Diözesanreferent für rechtliche Fragen, Ehebandverteidiger
am Kirchengericht und Kanonikus in Eisgarn "rechtskräftig entbunden". Damit zieht
der Bischof die Konsequenzen aus dem Skandal um das Priesterseminar zur Zeit seines
abgesetzen Vorgängers, Bischof Kurt Krenn. Zugleich kündigte Bischof Küng an, dass
er eine neue Leitung für das Priesterseminar ernennen wird, damit im Studienjahr 2005/2006
ein "glaubwürdiger Neubeginn" möglich ist. Küng bittet die Gläubigen in St. Pölten
um ihr Gebet für einen Erfolg seiner Maßnahmen. Der frühere Apostolische Visitator,
der den Skandal in St. Pölten untersuchte, hat erst vor kurzem sein Amt als Bischof
dort angetreten. Nur kurz nach einem Gespräch mit Küng in St. Pölten ist gestern
einer der zwei betroffenen Priester, Wolfgang Rothe, vom Balkon seiner Wohnung im
ersten Stock gefallen. Dabei erlitt er nach Medienangaben Prellungen und eine Gehirnerschütterung.
Rothe soll im Moment des Sturzes unter Alkoholeinfluß gestanden haben. Die Erklärung
Bischof Küngs hat folgenden Wortlaut: "Nach dem Ende der Apostolischen Visitation
und der Besitzergreifung der Diözese St. Pölten werden folgende pastorale Maßnahmen
betreffend das Kollegiatskapitel in Eisgarn und die vor einigen Monaten in weltweite Schlagzeilen
geratenen Priester Prälat Ulrich Küchl und Dr. Wolfgang F. Rothe bekannt gegeben:
1.
Die von mir getroffenen Entscheidungen betreffen nicht die Feststellung von Schuld
oder Unschuld der in die (eine Apostolische Visitation bewirkenden) Vorkommnisse
verwickelten Personen, sondern sind unter dem Blickwinkel des Gemeinwohles und
des Wohles dieser Personen, der Gewährung einer Besinnungszeit und eines glaubwürdigen Neubeginns
zu bewerten.
2. Die Propstei Eisgarn wird in ihren Ämtern und in ihrer geistlichen Priestergemeinschaft
im Jahre 2005 ruhend gestellt. Dabei werden die finanziellen Verpflichtungen durch
provisorische Unterstellung unter die Bischöfliche Finanzkammer weitergeführt und
das Jahr zur Überprüfung eines Sanierungsplanes genützt. Ab 2006 ist an eine Wiederaufnahme
gedacht, wobei die Statuten ebenso einer Überprüfung zugeführt werden und konkrete
bischöfliche Weisungen berücksichtigt werden müssen.
3. Der Propst des Kollegiatskapitels
von Eisgarn, Prälat Ulrich Küchl, wird im ersten Halbjahr 2005 eine geistliche
Zeit wahrnehmen und somit von seinen pfarrlichen Verpflichtungen rechtmäßig beurlaubt sein.
4.
Der ehemalige Subregens des Priesterseminars, Wolfgang F. Rothe, wird im Jahr 2005
zunächst eine geistliche Zeit wahrnehmen und dann sich der Seelsorge widmen. Er
wird in dieser Zeit von seiner Lehrtätigkeit an der Philosophisch-Theologischen
Hochschule St. Pölten beurlaubt. Von seinen Ämtern als Bischöflicher Sekretär, Diözesanreferent
für rechtliche Fragen, Ehebandverteidiger am Kirchengericht und Kanonikus in Eisgarn
ist er nunmehr rechtskräftig entbunden worden.
5. Ich bitte die Gläubigen
der Diözese herzlich um ihr Gebet, damit durch Auswahl einer guten Hausvorstehung
des Priesterseminars St. Pölten das Studienjahr 2005/2006 als glaubwürdiger Neubeginn wahrgenommen
und von vielen begleitet werden kann". (ansa/rv/kap 07.12.04 sk)