Österreich: Küng, St. Pöltner Hochschule mit neuem Profil
Diese Amtseinführung am ersten Sonntag im Kirchenjahr soll den Blick nach vorne lenken:
Ab diesem Sonntag, 28. November, leitet Bischof Klaus Küng die niederösterreichische
Diözese St. Pölten. Küng war zuvor Bischof in Feldkirch. In St. Pölten muss er nach
dem Skandal um das Priesterseminar und der Absetzung des verantwortlichen Bischofs
Kurt Krenn durch den Heiligen Stuhl einige Aufräumarbeit leisten. Gudrun Sailer sprach
mit dem neuen St. Pöltner Bischof und fragte Klaus Küng zunächst, was die Diözese
zur Zeit am dringendsten braucht. "Es ist notwendig, dass man wieder alle
zusammenführt, dass der Kontakt wieder hergestellt wird. Ich muss sagen, dass ich
viele offene Herzen auf allen Seiten vorgefunden habe. In dem Sinn war die apostolische
Visitation auch eine weise, anzufangen Brücken zu bauen. Ich habe mich auch bemüht,
den jeweils anderen klarzumachen, dass die anderen auch ihre Bemühungen jedenfalls
hatten, ihren guten Willen, und ich habe doch den Eindruck gewonnen, dass viele positive
Kräfte da sind, die bereit sind, mitzuarbeiten."
Ihre Schwerpunkte in der Bischofskonferenz
sind Familie und – als ausgebildeter Arzt, der sie sind – Bioethik. Welche Schwerpunkte
werden Sie persönlich in St. Pölten setzen?
"Zum einen ist mir tatsächlich
die Ausbildung der zukünftigen Priester ein sehr großes Anliegen und der Neuaufbau
oder die Fortführung des Seminares, und dann auch die Hochschule selbst, das werden
mir große Anliegen sein, weil ich denke, dass die Ausbildung der Priester und Laien
eine Grundfrage der Zukunft ist. Dann natürlich auch die Familienarbeit. Ich glaube,
die beiden großen Themen, denen sich Europa stellen muss, sind Ehe und Familie und
die geistlichen Berufe. Woher kommen die geistlichen Berufungen? Von den Familien.
Und daher ist da eine große Anstrengung erforderlich, um christliche Familien zu fördern,
zu begleiten, ihnen beizustehen, damit sie sich entfalten können."
Sie haben
in der Tat als rasche Konsequenz damals das St. Pöltner Priesterseminar geschlossen.
Wollen Sie bei der Wiederöffnung neue Maßstäbe bei der Priesterausbildung für Österreich
setzen?
"Ich bin schon stark am Nachdenken, ob diese Hochschule nicht ein besonderes
Profil erhalten sollte – das betrifft nicht nur das Priesterseminar. Und zwar in Richtung
katechetische Ausbildung, wir haben neben der Hochschule auch ein gutes Institut in
Krems, das jetzt auch Möglichkeiten hätte mitzuarbeiten oder auch Gaming, das ist
ein theologisches Institut, und dann eventuell auch Ausbildung für Familien. Die Schönstatt-Bewegung
hat in Wien Hervorragendes geleistet mit der Familienakademie, die Erzdiözese Salzburg
hat das aufgegriffen, ich habe mich da auch im Hintergrund immer etwas beteiligt,
um das zu motivieren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine theologische Hochschule
mit einer besonderen Akzentsetzung auf Ehe & Familie eine ganz wichtige Einrichtung
werden könnte."
Sie selbst gehören dem Opus Dei an und gelten nicht zuletzt
deshalb als konservativ. Macht das Ihrem Eindruck nach die Menschen eher suspekt,
oder gibt es ihnen Zuversicht, dass die dringend benötigte Ruhe bald wieder einkehrt
in St. Pölten?
"Ich habe diese Unterscheidung von konservativ und progressiv
immer schon für fragwürdig gehalten, denn es gibt viele Belange, in denen man sich
einfach den Verhältnissen anpassen muss. Dann gibt es den bleibenden Glauben, den
wir in keinem Fall aufgeben dürfen. In manchen Dingen muss man progressiv sein und
in anderen konservativ und bereit zu Veränderungen. Es geht darum, alle positiven
Kräfte, die gut in der Kirche und im Glauben verwurzelt sind, zu sammeln und zu schauen,
dass man auf dem gemeinsamen Weg, und der heißt Christus, verbunden mit der Weltkirche,
versucht, den Herausforderungen unserer Zeit möglichst zu entsprechen."